Gruiten: Festmeile auf der Dorfwiese

Tausende Besucher kamen nach Gruiten, um dort wieder einmal zu feiern.

Jochen Raitor standen am Sonntagmorgen die Anstrengungen des Vortags ins Gesicht geschrieben. Bis 4 Uhr nachts war der Vorsitzende des Gruitener Dorffestvereins auf Achse, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen und die allerletzten Gäste zu verabschieden. Doch schlapp machen gilt nicht an diesen beiden großen Tagen des Jahres, wenn sich der Dorfanger in eine einzige Festwiese verwandelt.

Am Sonntag ab 11 Uhr ging es mit dem traditionellen Bauernfrühstück schon weiter. "Ich selbst bin seit den Anfängen dieses Festes vor 31 Jahren dabei, und es ist jedes Mal toll. Dafür nehme ich dann auch Schlafmangel in Kauf", erklärte Raitor. Erneut hatte er mit seinen Mitstreitern ein buntes Bühnenprogramm auf die Beine gestellt. Der Sprockhöveler Shanty-Chor, das erste Gruitener Trommelensemble sowie die Band "Jeans and More" heizten den zahlreich erschienenen Besuchern ein. Außerdem hielten etwa 40 Stände, vornehmlich von Gruitener Einrichtungen und Institutionen besetzt, einige interessante Angebote bereit.

Normalerweise findet das Dorffest immer 14 Tage nach den Sommerferien statt, es sei denn, diese fallen in einen September. Dann wird es - so wie diesmal - bereits zwei Wochen vor den Sommerferien ausgetragen, "weil es im September einfach schon zu kalt sein kann".

Große Veränderungen im Ablauf waren nicht nötig, das Familienfest hat sich über die Jahrzehnte bewährt. "Die Menschen erwarten auch, dass sie hier Altbewährtes wiederfinden", meint Raitor. Viele ehemalige Gruitener kommen immer wieder her, um Freunde zu treffen und ihre alte Heimat zu sehen. Aber auch über Dorf- und Stadtgrenzen hinaus ist das Fest mittlerweile ein Begriff.

Herma Portsteffen wohnt in Herdecke, hat aber Verwandte in Gruiten, und sie gehört seit rund sieben Jahren zu den Stammbesuchern des Festes. Immer wieder zeigte sie sich davon begeistert: "Hier ist für jeden etwas dabei, es dreht sich nicht alles nur ums Essen und Trinken. Vor allem für Kinder gibt es ein umfangreiches Angebot, wo sie Dinge selbst ausprobieren und auch viel lernen können." Küken beim Schlüpfen beobachten, Schmuck basteln oder Steine schlagen gehörte dazu.

Bei alledem werde aber auch die Gruitener Identität sehr deutlich, was dem Fest seinen ganz eigenen Charme verleihe. "Der Mittelstand ist geschlossen vertreten, genauso wie Vereine und Verbände. Alle engagieren sich ungemein und stellen tolle Tombola-Preise zu Verfügung. Man merkt, dass die Leute stolz sind auf ihr Gruiten und das an diesen beiden Tagen voll ausleben wollen", erklärte Portsteffen.

Das will Jochen Raitor gar nicht bestreiten, merkt aber an: "Bei uns sind alle herzlich willkommen. In diesen zwei Tagen sind wir alle Gruitener, und genau wegen dieser Mentalität entsteht auch eine solch tolle und friedliche Atmosphäre." Für Herma Portsteffen ist schon jetzt klar, dass sie auch nächstes Jahr wieder dabei ist: "Dieses Fest ist immer wieder ein Erlebnis."