Gruiten: Neues Rathaus zum Nulltarif?

Über Haans Zukunft diskutierte Knut vom Bovert auf Einladung der SPD Gruiten. Und skizzierte auch eine Vision für die Stadtverwaltung.

Gruiten. Ein neues Rathaus könnte die Stadt gut gebrauchen. Das hat Knut vom Bovert am Mittwochabend deutlich gemacht. Der Bürgermeister diskutierte auf Einladung der Gruitener SPD mit gut 35 Gästen im Elisabeth-Strub-Haus über die Entwicklung Haans. Und dazu gehörte auch die Frage nach der Zukunft der Stadtverwaltung.

"Wir haben schon die kleinsten Räume durch zwei geteilt", sagte vom Bovert. Gleichzeitig verursache das Baudezernat - untergebracht in einer alten Schule - enorme Energiekosten. "Wenn ich die Diskussion um das Rathaus anstoße werde ich schnell beschimpft", sagte er. "Ich will mir kein eigenes Rathaus bauen, das ist Quatsch."

Aber es gäbe vielleicht eine Chance, einen Neubau zum Nulltarif zu bekommen. "Wenn wir den historischen Teil stehen lassen, den Anbau einschließlich der Parkfläche vermarkten, könnte es vielleicht ein Nullsummenspiel werden." Konkrete Investoren gäbe es nicht, wohl aber Interessenten.

Ob das realistisch sei, versuche man derzeit im Rathaus durchzurechnen. "Wir nehmen zurzeit den Ist-Stand auf." Es werde geprüft, welche Kosten das Rathaus verursache, wo mögliche Sparpotenziale vorhanden sind und wie sich die vorhandenen Flächen noch besser nutzen lassen.

Vom Bovert sprach auch über die Grenzen der interkommunalen Zusammenarbeit, die finanzielle Situation der Stadt, die Notwendigkeit des Gewerbegebiets Champagne 2 und die Entscheidung für die Windhövel-Passage.

Während die Zusammenarbeit der Kreisstädte an deren Konkurrenzdenken scheitere, seien es fehlende Einnahmen und eine ausgegebene Rücklage, die spätestens in drei Jahren Politik und Verwaltung vor neue Herausforderungen stellen. "Wir streiten uns, wie wir die Weichen ab 2011 stellen werden", sagte er. Derzeit werden in verschiedenen Arbeitskreise nach Lösungen gesucht.

Beim Thema Finanzen und Investitionen verteidigte der Bürgermeister seinen Vorschlag, einen Teil der Stadtwerke zu veräußern. "Das wird die einzige Möglichkeit sein, um aus diesem Dilemma zu kommen." Er gab zu, dass man nicht abschätzen könne, ob das irgendwann rückblickend ein Fehler sein wird.

Einige der Gäste bewerteten diese Idee jetzt schon als Fehler und warben darum, dass Haaner Tafelsilber nicht zu veräußern. Bleibt die Frage, wovon zum Beispiel die PCB-Sanierung des Gymnasiums oder die Renovierung des Bürgerhauses bezahlt werden kann.

Die Gäste fragten nach Visionen und Strategien der Stadtspitze. Seine Vision, so vom Bovert, sei es, die Qualität Haans und Gruitens aufrecht zu erhalten. Er möchte zum Beispiel Gewerbesteuerzahler halten, neue Unternehmen gewinnen und durch das Angebot qualifizierter Arbeitsplätze Familien nach Haan ziehen.

Gleichzeitig müsse die Stadt ihre Infrastruktur vorhalten, wenn sie ihre Einwohnerzahl von 30 000 halten wolle. "Die Kosten werden konstant bleiben", meinte vom Bovert. Ob dafür irgendwann alles Tafelsilber verkauft werden müsse, konnte er nicht beantworten. Aber: "Alles gleichzeitig ist nicht möglich."