Erkrath; Bayer produziert Getreide-Müll

Auf dem Acker eines Landwirts wurden vier Tonnen Weizen gemäht, der in 35 Tagen reif gewesen wäre.

Erkrath. Bayer ist unter die Landwirte gegangen. Die Ernte fällt indes mickrig aus: Getreide für die Mülltonne und jede Menge Vorwürfe, mit der Sensibilität eines Bulldozers zu agieren.

Tatort ist ein rund 3000 Quadratmeter großes Feld des Land- und Forstwirts Reinhart Zech am Ankerweg. Dieses Grundstück liegt auf der Weg der Trasse, den Bayer Material Science für seine CO-Pipeline auserkoren hat. Wie viele andere Grundstückseigentümer auch, fällt das Land von Reinhart Zech unter die vorläufige Besitzeinweisung. Was nichts anderes als die Tatsache bezeichnet, dass der Besitzer enteignet wird.

Im Fall Zech fiel die Entscheidung, dem Mann seinen Acker zu nehmen, im November vorigen Jahres. Allerdings kam ein Sachverständiger damals zum Ergebnis, dass der Boden zu nass und daher nicht befahrbar sei, ohne starke Schäden zu hinterlassen.

Das sah ein anderer Gutachter am vergangenen Mittwoch anders. Er kam zum Ergebnis, "dass nach dem Abmähen und der Abfuhr des abstehenden Weizens mit dem Abräumen des Mutterbodens begonnen und auch der Rohrgraben ausgeworfen werden kann".

Das ließ sich Bayer nicht zwei Mal sagen - und schickte noch am Freitag den Häcksler ’raus. Der machte 4000 Kilogramm Weizen nieder, der nach Angaben von Reinhart Zech in etwa 35 Tagen reif gewesen wäre. Am Freitag wurde er zu grünem Müll. Die rund 400 Euro, die das Getreide bei regulärer Ernte wert gewesen wäre, erstattet Bayer.

"Dass heutzutage Nahrungsmittel weggeworfen werden, ist unter ethischen Gesichtspunkten verwerflich", sagte Zech gestern im Gespräch mit der WZ. Nicht minder anrüchig sei jedoch das Verhalten der ausführenden Baufirma.

In einem Fax, das unserer Zeitung vorliegt, informieren die Leitungsbauer Zech darüber, dass am 2. Juni - also gestern - mit dem Mutterbodenabtrag begonnen werde. "Am Freitagnachmittag hatte ich so ein Gefühl", sagt Zech. Gegen 17 Uhr gab er dem Bauch nach und fuhr zu seinem Grundstück. Da habe er gesehen, dass der Mutterboden längst abgetragen worden war und ein Bagger bereits eine tiefe Schneise für die Rohrverlegung in den Boden gegraben hatte.

"Bayer und Vorwerk belügen einen Grundstückseigentümer", meint Zech. Diese Sichtweise hat er am Sonntag auch das Regierungspräsidium in schriftlicher Form wissen lassen. Parallel dazu beauftragte er einen Vermessungsingenieur zu prüfen, ob Bayer auch tatsächlich auf dem zulässigen Grund buddeln lässt.

"Vor einigen Monaten", so Zech, "wurde auf meinem Grundstück ohne Genehmigung und Enteignung gearbeitet." Zur Rede gestellt, habe Bayer behauptet, Zech kenne nicht die Grenzen seines Grundstücks.

Der Vermessungsexperte habe daraufhin klar gestellt, dass tatsächlich auf dem Zechschen Acker gearbeitet wurde. "Es folgte eine kleinlaute und lapidare Entschuldigung von Bayer." Die dürfte diesmal ausblieben.