Hochdahl: Grüne pfeifen auf Tempo 30 innerorts

Auch wenn die Kinder noch schneller waren – beim Promi-Rennen fährt Sieger Reinhard Knitsch über 40 km/h.

Hochdahl. Stille liegt über der Haaner Straße. Dann ist im oberen Abschnitt eine Bewegung auszumachen. Gespannt verfolgen die Menschen am Straßenrand, wie ein kleines, rotes Fahrzeug lautlos ins Tal flitzt. Zwischen orangefarbenen Pylonen hindurch unterquert es die Fußgängerbrücke.

"Der ist ganz schön fix", bemerkt ein Mann auf der Brücke, und schon ist das Minicar durchs Ziel gerast. "39,9 Sekunden", tönt es aus den Lautsprechern - Bestzeit für Paul Thüring in der Klasse der Zwölf- bis 15-Jährigen. Er ist einer von 100 Kindern, die mutig die steile Straße herunterrasen.

500 Meter bergauf sitzen die jungen Rennfahrer am Start. "Ein bisschen Angst habe ich schon", gesteht Pia Baumgartner. Ihre Augen unter der schwarzen Sturmhaube strahlen aber Entschlossenheit aus. Dann stürzt auch sie sich in ihrer rasenden Kiste von der Startrampe.

Seit 1987 veranstaltet die Interessengemeinschaft Minicar das Rennen. Die Gefährte aus Stahlrohrrahmen, Gummirädern, einer Bremse und roter Kunststoffkarosserie folgen allein der Schwerkraft. Jeder der kleinen Rennfahrer zahlt ein Startgeld. Mit dem Erlös werden HIV-infizierte Kinder unterstützt.

Regina Wedding ist um ihre Gesundheit besorgt. Argwöhnisch beäugt die stellvertretende Bürgermeisterin das Minicar, das sie beim abschließenden Prominentenrennen steuern soll. "Alles Tüv-geprüft", beruhigt sie das Startteam.

Mitglieder aller Ratsfraktionen, Lehrer und Vertreter der Sportvereine stehen am Start. Viele sind Minicar-Neulinge. "Nach 24 Jahren Feuerwehr kann mich nichts mehr erschüttern", meint SPD-Ratsfrau Martina Schlebusch zuversichtlich, und Bernhard Osterwind vergleicht das Rennen gar mit einer Sitzung des Stadtrates. "Einfach laufen lassen." Sieben Pylonen reißt er auf dem Weg nach unten um, macht sieben Sekunden Strafzeit.

Den Sieg in der Promi-Klasse holt jemand, der sich vor dem Start sehr zurückhaltend gab. Mit einer ganz der verkehrspolitischen Linie seiner Fraktion widersprechenden Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 40km/h innerorts fährt Reinhard Knitsch (Bündisgrüne) auf den ersten Platz.

Ach ja - Regina Wedding erreicht ebenfalls unverletzt das Ziel. Weil sie auf ihrer die Fahrt die Bremse ein wenig zu häufig betätigt, reicht es allerdings nur zum letzten Platz.