Waltraut Müller, wegen ihrer kleinen Körpergröße von Freunden liebevoll "Titus" genannt, war die maßgebliche Ideengeberin dieses lebendigen Adventskalenders, bei dem eine Person oder Familie in den Wochen bis zum 24. Dezember an einem Tag jeweils ein Fenster festlich gestalten und um 18 Uhr Freunde und Passanten zur besinnlichen halben Stunde einlädt.

"Frau Müller ist unermüdlich. Ihr ist nichts zu lästig und nie etwas zu viel", beschreibt Namensvetterin Melanie Müller ("Wir sind weder verwandt noch verschwägert") ihre Kollegin aus dem Weltladen Gruiten. Mit Liebe und Eifer hatte "Titus" Müller also das Fenster gestaltet - und dazu ihre Haustür benutzt.

Dort wurde in sechs Bildern die Weihnachtsgeschichte erzählt, und neben dem Hauseingang waren nicht nur Lichterketten und Sterne platziert, auf einen Notenständer drapiert konnte die Weihnachtsgeschichte nachgelesen werden.

"Nach 40 Jahren Ehe erstaunt mich bei meiner Frau nichts mehr", freute sich Ehemann Karl-Heinz Müller über die Aktivität seiner Angetrauten. "Eigentlich hat sie alles alleine gemacht."

Neben dem überaus akribischen Türschmuck und der festlichen Dekoration von Haus und Garten gehörten dazu offensichtlich viele Stunden in der Küche - den gut gefüllten Tellern mit selbst gebackenen Plätzchen nach zu urteilen. "Ich durfte bloß die niederen Aufgaben verrichten", sagte der Gatte. Dazu gehörte das Anbringen der Elektrik und das Ankleben der Weihnachtsbilder.

Die Stimmung am 1. Dezember wurde komplettiert durch ein strammes Aufspielen des Posaunenchors der evangelisch-reformierten Gemeinde und gemeinsamen Gesang, beides vorm Haus, und anschließenden Glühweintrinken in der guten Stube der Müllers.

"Für alle weiteren Tür-Gestalter wird es schwer werden, diesen ersten Abend, der gleich so perfekt war, zu toppen", sagte Melanie Müller bewundernd. Das dritte Türchen wird am Donnerstag um 18 Uhr an der katholischen Bücherei, Am Kirchberg 3, geöffnet. Alle weiteren Termine stehen im Netz.