Erkrath: Tempo 30 für die ganze Stadt?
Die neue politische Mehrheit entdeckt ein Konzept wieder, das SPD und Grüne vor 15 Jahren erstellt haben.
Erkrath. Der erste Versuch scheiterte am Treuebruch. 15 Jahre ist es her, dass SPD und Bündnisgrüne in einem Vertrag über die Inhalte ihrer politischen Zusammenarbeit das Kapitel "Flächendeckend Tempo 30" aufgenommen haben.
Der Rest ist Geschichte: Die Partnerschaft ging in die Brüche, und bei den folgenden Wahlen machten CDU und FDP das Rennen, die mit Stadttempo 30 so viel am Hut haben wie die Grünen mit Gewerbe auf der Neanderhöhe - nämlich nichts.
Nun haben SPD und Grüne, gemeinsam mit der BmU, wieder das Sagen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen waren die Anträge auf Tempo 30 für die Fuhlrottstraße und den Sandheider Ring. Da drängt sich der Verdacht auf, die neue Mehrheit verfolge eine Taktik des schrittweisen Tempolimits, um verspätet das Ziel von 1994 zu erreichen.
"Ja, das ist es, wo wir hinwollen", sagte am Mittwoch der Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, Reinhard Knitsch, auf Nachfrage. Tempo 30 vom Ortseingangsschild in Hochdahl bis zum langsamen Verlassen des Erkrather Stadtgebiets in Alt-Erkrath? "Nein, wir wollen uns an der Wohnbebauung orientieren", so Knitsch.
Es sei nicht geplant, die vierspurige Haaner Straße oder die Hochdahler Straße auf 30 km/ h Höchstgeschwindigkeit zu begrenzen. Knitsch: "Das würde keinen Sinn machen." Für die innerstädtischen Bereiche von Hochdahl, Unterfeldhaus und Alt-Erkrath strebe er eine solche Regelung jedoch an. "Wir müssen das allerdings noch abschließend beraten."
Die Vorstellung des Politikers deckt sich nur so gar nicht mit der Sichtweise der Verwaltung. Tiefbauamtsleiter Peter Heffungs räumt zwar ein, "dass die Politik grundsätzlich Mitspracherecht bei der Ausweisung von Tempo-30-Zonen hat", um diese Aussage für die Fuhlrottstraße gleich wieder einzuschränken: "Das ist eine Straße ohne angrenzende Wohnbebauung. Ich bezweifle, dass da eine Tempo-30-Zone möglich ist."
Gegenwind bekommen die Tempobremser auch aus Düsseldorf, wo die Rheinbahn ihre Zentrale hat. Deren Busse fahren über den Sandheider Ring. Nach Angaben von Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster hätte Tempo 30 Konsequenzen: "Um dann trotzdem den Fahrplan einzuhalten, könnten wir nicht mehr alle Haltstellen anfahren", sagt sie. Bereits jetzt sei der Zeitrahmen eng bemessen. Schuster: "Ob Tempo 30 kommt oder nicht, ist natürlich Angelegenheit der Stadt."