Hochdahl: Neuer Standort für die Rolle
Die Reste der historischen Seilzuganlage werden 2010 vom S-Bahnhof Hochdahl vor den Lokschuppen transportiert.
Hochdahl. 3,3 Prozent Steigung. Das sind 3,30 Meter Höhenunterschied auf einer Länge von 100 Meter. Was Radfahrer locker mit Oberschenkelkraft wegdrücken und Autofahrer mit einem leichten Druck aufs Gaspedal kommentieren, türmte sich für den Zugverkehr Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem echten Berg auf. Ohne Hilfe schafften die Lokomotiven die 81,60 Meter Höhenunterschied zwischen Erkrath und Hochdahl nicht.
Unter die Achsen griff ihnen bei der Problembewältigung ein Umlenksystem aus insgesamt drei Rollen. Eine stehende Dampfmaschine wurde in Hochdahl gebaut. Diese wickelte ein 2.500 Meter langes Hanfseil auf und zog so einen Zug den Berg hinauf.
Eine weitere Lokomotive musste das Seil für den nächsten Zug wieder zurück nach Erkrath die Steilrampe hinunterziehen. Erst 1926 bezwangen Loks das Steilstück mit der Kraft, die aus den eigenen Kesseln kam.
So viel zur Geschichte der Seilzuganlage, die seit den 80er-Jahren in Form einer der Umlenkrollen am S-Bahnhof Hochdahl überdauert. Zusammen mit dem Radkasten, in dem sie hängt, gilt sie als Denkmal.
Dieser Status als schützenswerter Materialverbund verlängerte die Verhandlungen über eine "Übernahme" der Rolle durch den Eisenbahn- und Heimatmuseumsverein. Jetzt meldet dessen Vorsitzender, Udo Kampschulte, Vollzug: "Der Oberkonservator und die Denkmalschützerin der Stadt haben genehmigt, dass wir Rolle und Radkasten auf unserem Gelände am Ziegeleiweg aufstellen können." Der Umzug erfolgt im Laufe des kommenden Jahres.
Damit geht das Relikt aus den Anfängen der Schienen gebundenen Transportmittel von der Deutschen Bahn ins Eigentum des Vereins über. Für das Unternehmen ist der Verlust keiner, "denn es hätte sein können, dass das Denkmal im Zuge des Umbaus des S-Bahnhofs in Hochdahl weggemusst hätte", so Kampschulte.