Haan: Bekenntnis zu mehr Plätzen für kleine Kinder

Um den Betreuungs-Bedarf für unter Dreijährige zu decken, muss die Stadt mehr Geld investieren.

Haan. Jedes Jahr fließen aus der Stadtkasse rund 2,8 Millionen Euro Zuschüsse in die Kindergärten. Diese Summe müsse in Anbetracht der Herausforderungen der Betreuung der unter Dreijährigen noch wachsen, meint Jugenddezernentin Dagmar Formella. Sie rennt damit bei ihrem Jugendamt und auch beim Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses, Joachim Sack, offene Türen ein.

"Die Deckung des ohne Zweifel vorhandenen Bedarfs wird im Jugendhilfeausschuss ein Dauerbrenner sein", ist sich Formella sicher. "Es ist für mich eine Pflichtaufgabe. Und dafür muss die Stadt zusätzliche Ressourcen bereitstellen." Tatsächlich sind die Wartelisten für unter Dreijährige voll. Die 14 Plätze in den so genannten "kleinen altersgemischten Gruppen" in den Kindergärten sind genauso voll wie die "Budgetplätze", für die freie Kindergartenplätze für Drei- bis Sechsjährige für Jüngere umgewandelt werden (siehe Kasten "Budgetplätze"). "Sinkende Kinderzahlen und frei werdende Plätze werden nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken", stellt Udo Thal, Leiter des Jugend- und Sozialamtes, klar.

Im nächsten Kindergartenjahr stehen, wenn man die gemeldeten Tagesmütter hinzuzählt, etwa 100 Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung. Dagegen gibt es 715 Kinder unter drei Jahren, für die theoretisch Bedarf angemeldet werden könnte. Ob man nun die von der Landesregierung empfohlene Bedarfdeckungs-Quote von 20 Prozent oder die bei der Bundesregierung herumgeisternde Quote von 30 Prozent nimmt - es fehlen noch jede Menge Plätze.

Der Anlauf, im katholischen Kindergarten in Gruiten Plätze anzubieten, die von Betrieben für ihre Mitarbeiterkinder belegt werden können, lief ins Leere. "Wir müssen da noch einmal die Entscheiderebene in den Unternehmen ansprechen", will Formella diesen Weg nicht aufgeben. Auch rein privat finanzierte Plätze, wie sie jetzt bei der Privaten Kindergruppe Haan für 800 Euro Elternbeitrag im Monat entstehen sollen, gehören zu dem Bündel möglicher Maßnahmen.

Elke Fischer, Abteilungsleiterin für das Jugendamt, steht auch Bestrebungen von Tagesmüttern, sich zu kleineren Betreuungsgruppen zusammenzutun, positiv gegenüber. Allerdings müsse dabei auf die gerade entstehenden Familienzentren gesetzt werden. Sie müssten als Beratungs- und Koordinationsstellen fungieren.

Doch all diese Ideen würden, so ist sich Jugenddezernentin Formella sicher, die Stadt nicht aus der Pflicht entlassen, neue Angebote zu schaffen. Erst einmal muss sie sich aber sorgen, nicht noch Plätze zu verlieren. Denn der Awo-Kindergarten Dieker Straße muss zugunsten der Offenen Ganztagsgrundschule weichen, und der einzige von der Stadt getragene Kindergarten an der Alleestraße hat eine bis August 2008 befristete Baugenehmigung. Macht insgesamt 75 Plätze.

Freie Plätze Budgetplätze können entstehen, wenn Plätze, die eigentlich für die Erfüllung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz für Drei- bis Sechsjährige geschaffen wurden, für diese nicht benötigt werden. Knapp 50 Kindergartenplätze waren bei der letzten Erhebung im Frühjahr nicht belegt.

Verrechnung Jeder unter Dreijährige nimmt dabei 2,5 "normale" Kindergartenplätze in Anspruch. Dies wird mit dem höheren Betreuungsbedarf der kleineren Kinder begründet.