Haan: Handy weg - Klage gegen NRW

Weil ihm in einer Sportstunde sein Mobiltelefon geklaut worden sein soll, will ein Haaner Ex-Schüler Schadenersatz vom Land.

Haan/Wuppertal. Es war eine ganz normale Sportstunde in der Hauptschule zum Diek. Mirko H. (damals 14, Name von der Redaktion geändert) kam in die Kabine, zog sich um. Sein 400 Euro teures Handy sollte nicht im Umkleideraum bleiben. Er will es seiner Sportlehrerin anvertraut haben. Nach der Stunde war es nicht mehr da. Nun, drei Jahre nach diesem Vorfall, hat Mirko das Land NRW verklagt - auf Schadenersatz. Das Land als Dienstherr der Lehrerin soll geradestehen. Beim ersten Verhandlungstermin vor dem Landgericht Wuppertal erläuterte Mirko H.’s Anwalt Kai Sturm den Standpunkt des inzwischen 17-Jährigen, der die Schule vor den Sommerferien mit dem Abschluss verlassen hat. Weil die Umkleidekabinen der Hauptschule nicht abschließbar gewesen seien, habe die Lehrerin die Wertsachen ihrer Schüler und auch H.’s Handy in einer Kiste eingesammelt. Diese sei normalerweise in der Lehrer-Umkleidekabine eingeschlossen worden. Am Tattag im Jahr 2004 aber habe die Lehrerin die Kiste offen in der Halle stehen lassen - für H. und Sturm eine Verletzung der Aufsichtspflicht. Dahr müsse das Land im Zuge der Amtshaftung den Neuwert des Handys, also 400 Euro, ersetzen. "Es geht hier ums Prinzip", sagte Sturm zur WZ. Wenn eine Lehrerin Wertgegenstände einsammle, müsse sie - respektive ihr Dienstherr - dafür haften. "Das Vertrauen meines Mandanten ist enttäuscht worden", betonte Sturm.

An der Hauptschule nehmen Lehrer nichts mehr in Verwahrung

Guido Wacker, Anwalt des Landes, sieht das anders: Es sei überhaupt nicht erwiesen, ob Mirko H. das Handy überhaupt mit in die Schule gebracht und in der Kiste deponiert habe. "Das muss er erstmal beweisen." Außerdem seien Schüler für ihre Wertsachen selbst verantwortlich. Aufgrund der komplizierten Beweislage schlug das Gericht den Parteien einen Vergleich vor: Das Land soll den halben Zeitwert des Handys von 150 Euro an H. zahlen. Dazu, ob sie diesen Vergleich annehmen wollen, schweigen beide Parteien. Wenn sie nicht akzeptieren, wird das Gericht am 12. September sein Urteil fällen. Konsequenzen aus dem Fall hat derweil die Hauptschule zum Diek gezogen: Handys und andere Wertsachen werden beim Sport nicht mehr eingesammelt. Stattdessen wurde die Empfehlung in die Schulordnung aufgenommen, Wertsachen an Tagen mit Sportunterricht zu Hause zu lassen. Schulleiter Markus Helf: "Wir wollten mit dem Einsammeln den Schülern einen Gefallen tun." Nach der Klage wollten die Kollegen dieser Verantwortung aber nicht mehr tragen. Handy im Sport Das machen die anderen An der Emil-Barth-Realschule und am Gymnasium werden Handys und andere Wertsachen vor den Sportstunden noch eingesammelt und in den Lehrer-Umkleidekabinen deponiert. Gravierende Probleme habe es dabei laut beiden Schulleitungen noch nie gegeben. Allerdings empfiehlt die Realschule inzwischen ebenfalls den Schülern, Wertsachen an Sport-Tagen zu Hause zu lassen.