Haan: Unabhängigkeit auf Schallplatte

Unter www.haan-gruiten.de erklingt es immer noch: das Unabhängigkeitslied „Haan bleibt Haan“.

Haan. Im Jahr 1975 wären Haan und Gruiten beinahe für immer von den Landkarten verschwunden: Haan sollte in die Stadt Solingen eingegliedert werden, während Wuppertal das bis dato eigenständige Gruiten für sich beanspruchte. Doch die Bürger aus Haan und Gruiten liefen Sturm und stellten sich mit vereinten Kräften den kommunalen Neugliederungsplänen der Politik entschieden entgegen.

Die Kreativität, mit der Haaner und Gruitener ihrer Forderung nach Unabhängigkeit Nachdruck verliehen, trieb manche Blüte. So komponierten WZ-Redakteur Georg Medritzky und Bernhard Theusen eigens ein Unabhängigkeitslied - das den treffenden Titel "Haan bleibt Haan" trug.

Während der mittlerweile verstorbene Medritzky den Text ersann, komponierte Musiklehrer Theusen die Melodie, die zum Teil auf dem Schlager "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist" beruhte.

"Das Ganze spielte sich abends spät um elf Uhr ab", erinnert sich Theusen. In der Kneipe "Zur Erholung" sei das Protestlied aus einer Bierlaune heraus entstanden. Das Spontanwerk verbreitete sich rasch: Am 18. Mai 1974 präsentierten Medritzky und Theusen mit der Haaner Rockband "Gate" ihr Lied auf dem Neuen Markt.

Doch damit nicht genug: In Theusens Privatwagen fuhren die Aktivisten in den folgenden Tagen durch die Straßen, um die Menschen per Megafon mit ihrem Unabhängigkeitslied zu beschallen und auf die bevorstehende Großdemonstration in Düsseldorf aufmerksam zu machen. Ihre Bemühungen wurden belohnt: Rund 10.000 Haaner und Gruitener machten sich am 23. Mai 1974 auf den Weg in die Landeshauptstadt.

"Haan bleibt Haan" war längst zu einem geflügelten Wort der Protestbewegung geworden und inzwischen sogar als Single-Schallplatte erschienen. Offensichtlich war das Unabhängigkeitslied mittlerweile auch den Abgeordneten des Düsseldorfer Landtages zu Ohren gekommen.

Denn als am 10. Juli ein Solinger Volksvertreter zur finalen Verbalattacke gegen das Haaner Unabhängigkeitsbegehren ansetzte, ging ein Raunen durch den Sitzungssaal. "Ich hörte es ganz deutlich aus dem Plenum herauf, Haan bleibt Haan", gab Stadtdirektor Heinz Goldenstedt, der die entscheidende Sitzung auf der Besuchertribüne verfolgt hatte, anschließend zu Protokoll.

Letztendlich konnte niemand an der Unabhängigkeit der Stadt Haan rütteln: Der Landtag entschied zu ihren Gunsten. Haan blieb Haan. Gruiten wurde im Zuge der Gebietsreform 1975 in die Stadt Haan eingemeindet, konnte aber so wenigstens der "feindlichen Übernahme" durch Wuppertal entgehen.

“ Das Lied "Haan bleibt Haan" lässt sich unter www.haan-gruiten.de in der Rubrik "Downloads" als MP3-Datei herunterzuladen.