Hochdahl: Eine tiefe Liebe zur Heimat

Heimatforscherin Hanna Eggerath wird für ihr Engagement mit dem Rheinlandtaler geehrt.

Hochdahl. Sie wird leicht unterschätzt: Fast scheu im Auftreten mit meist angelegten Ellbogen ist sie keine Frau für den roten Teppich. Im Licht der Scheinwerfer sollen andere schwitzen. Sie überrascht lieber mit Fakten und Überzeugungen, die auch schon mal mit der intensiven Unnachgiebigkeit einer Betonsäule serviert werden: Als es um den Erhalt der Bäume auf dem Hochdahler Markt ging, wurde Hanna Eggerath auf einer Sitzung des Planungsausschusses zur wortstarken Fürsprecherin des Grüns.

Dieser Biss, dieses nie Nachlassen im Erreichen eines Ziels ist es auch, was der Heimatforscherin in der kommenden Woche den hoch angesehenen Rheinlandtaler einbringt. Damit werden vom Landschaftsverband Rheinland Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise um Kultur in der Region verdient gemacht haben.

"Ich habe mich furchtbar gefreut, als ich davon erfahren haben", gewährt die 73-Jährige einen seltenen Einblick in ihre Gefühlswelt. Sie kann nämlich auch ganz schön barschsein , wenn an ihr gezogen wird. "Ich stehe nicht gern im Vordergrund. Übersehen werden möchte ich allerdings auch nicht."

Sollte diese Gefahr tatsächlich bestanden haben, ist sie mit der Adelung durch den Rheinlandtaler deutlich geringer geworden.

Eggeraths Heimatforschung hat 45 Jahre alte Wurzeln. Als sie 1963 nach Hochdahl zog, wollte die gelernte Chemielaborantin ("Ich habe mit Schmierölen gearbeitet") mehr über den Stadtteil erfahren. "Das ist wie mit einem Menschen. Aus Sympathie wird Liebe, man möchte mehr über ihn wissen."

Diese Neugierde auf die Dinge hinter dem Vorhang nennt Eggerath schlicht "Forschung". Ob Öle oder Geschichte, das macht da keinen Unterschied. Ergebnisse des Bohrens nach Vergangenem sind in zahlreichen Büchern nachzulesen. "Mein liebstes ist ,Im Gesteins’", sagt Eggerath. Es zeigt das ursprüngliche Neandertal in Bildern des 19. Jahrhunderts.

Frisch in Erinnerung ist die Geschichte vom Absturz eines Bombers der Alliierten über Hochdahl 1944, das unter dem Titel "Der alte Flugmotor von Hochdahl-Trills" erschienen ist. Drei der sieben Besatzungsmitglieder überlebten. Einer von ihnen heißt Alexander McPhee.

Er besuchte 2006 die Absturzstelle, nachdem Eggerath und der Flugzeugexperte Thomas Boller nach dem Fund des Flugzeugmotors in einem Acker in Trills recherchiert hatten. "Ich werde oft auf der Straße angesprochen, dass das Buch viel spannender als erwartet ist."

Da ist aber noch die andere Seite der stillen Hanna Eggerath. Um die macht die Mutter von zwei Kindern zwar kein Aufhebens, lässt jedoch nie Zweifel daran, wie wichtig ihr politisches Engagement ist.

Dass sie Mitglied der Partei Die Linke geworden ist, ist bei ihrer Vita nur konsequent: "Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr politisch aktiv", erzählt die gebürtige Düsseldorferin. Mit 18 hat sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der verbotenenen FDJ im Gefängnis gesessen, hat sich später der ebenfalls illegalen KPD und danach der DKP angeschlossen. Immer aus Überzeugung, wie sie sagt.

Aufreiben wird sie sich jedoch nicht mehr. Seit Hanna Eggerath vor dreieinhalb Jahren einen neuen Lebenspartner kennen gelernt hat, wurden Ziele neu gesetzt: "Wir machen jetzt eine Studienreise nach Israel und wollen weitere Reisen unternehmen."

An einem Ort möchte die Frau, die so vieles gesehen hat und so vieles weiß, nie ankommen: "In einem Altenheim. Meine Selbstständigkeit möchte ich nie verlieren."