Hochdahl: "Sie sind nicht James Bond"

Ein Mann auf der Motorhaube wird wegen Erpressung zu Bewährungsstrafe verurteilt. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert.

Hochdahl/Velbert. Laut hupend hält am 15. August 2006 ein BMW vor der Polizeiwache an der Sedentaler Straße. Im Innern sitzt ein 25-Jähriger, der sich aus Angst vor dem Mann, den er gerade auf der Motorhaube seines Wagens bei den Beamten abgeliefert hat, nicht aus dem Fahrzeug traut. "Der war zu Tode erschrocken", bewertete gestern vor dem Amtsgericht Velbert einer der Polizisten den Zustand von Robert K.

Währenddessen wurde K. von Polizisten vorgeführt. "Ich wollte nicht aussagen. Ich habe Angst." Unter lautem Schluchzen beteuerte der arbeitslose Maler und Lackierer, dass er A. kein Geld geliehen habe. An jenem Abend hätten jedoch sechs bis acht Leute auf ihn gewartet, nachdem er einem Freund beim Befestigen von Jalousien geholfen habe. "Die sind alle hinter mir her in die Tiefgarage. Drei haben auf das Auto eingeschlagen." Da habe er Gas gegeben, N. habe sich auf die Motorhaube geworfen. "Ich bin dann mit 30 zur Wache gefahren. Ich hatte doch mehr Angst um Nazir als um mich."

Bei mehreren Zeugen aus dem Freundeskreis des Angeklagten versagte immer dann das Erinnerungsvermögen ("Da habe ich gerade nicht hingeschaut"), wenn es um die Klärung der Frage ging, wie der Kumpel auf die Motorhaube gekommen ist.

Nach Einschätzung von Staatsanwaltschaft und Gericht ist der Libanese, der wegen Körperverletzung vorbestraft ist, der Täter - nicht das Opfer. Ein Jahr und fünf Monate auf Bewährung sowie 100 Sozialstunden lautete daher das Urteil, das Vorsitzender Richter Michael Dittmann auch unter Berufung auf einen Superagenten begründete: "Sie sind nicht James Bond und können sich nicht bei 80 km/h an Schreibenwischern festhalten. Versuchen Sie es - und ich besuche Sie im Krankenhaus."

Nazir A. hat sich nach Überzeugung des Gerichts der räuberischen Erpressung schuldig gemacht. Er habe K. angedroht, Schwierigkeiten für Leib und Leben zu bekommen. "Sie haben dem Zeugen Todesangst eingeflößt", sagte Dittmann.