Mettmann: Kirche - Weg vom Kirchturmdenken
Seit acht Monaten ist Markus Bosbach Pfarrer in Mettmann. Einige Bretter hat der Mann, der am Samstag 40 wird, schon angebohrt.
Mettmann. "Ich habe die Stadt mittlerweile ganz gut kennen gelernt, bin von allen Seiten herzlich aufgenommen worden und kann ohne schlechtes Gewissen sagen: Ich fühle mich wohl in Mettmann."
Wenn Markus Bosbach das sagt, lehnt er sich in seinen großen, braunen Ledersessel zurück und blickt auf die Pfarrkirche St.Lambertus - seine Pfarrkirche. Vor acht Monaten, am 24.August, trat der Mann, der Samstag seinen 40. Geburtstag feiert, seinen Dienst in Mettmann an. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner höchst persönlich hatte ihn damals eingeführt.
Dass er als Nachfolger des beliebten Winfried Motter in große Fußstapfen treten würde, war dem Würdenträger aus dem bergischen Wipperfürth von Beginn an klar. Dass er aber schon knapp drei Wochen später eine erste schwere Prüfung zu bestehen hat, nicht. Im Altarraum von St. Lambertus hatte sich am 10. September ein 64-jähriger Mann das Leben genommen. Ein schreckliches Ereignis, das bundesweit Schlagzeilen machte.
"Wir waren tief betroffen und entsetzt", erinnert sich Markus Bosbach, der die Tat jedoch keinesfalls als schlechtes Omen sehen möchte. "Das hätte überall passieren können", sagt er, während er auf den Turm von St. Lambertus blickt - und seine entspannte Miene ein klein wenig unentspannter wirkt.
Gegen unglückliche Vorzeichen sprechen vor allem die Bretter, die der jetzt 40-Jährige zumindest schon angebohrt hat. Zu ihnen gehört zweifelsohne die "offene Kirche".
St. Lambertus ist inzwischen nämlich die ganze Woche über geöffnet. "Früher standen die Leute außerhalb der Gottesdienste vor verschlossenen Türen. Das musste sich ändern", sagt Bosbach. Und bekam Recht: Die Gelegenheit zur inneren Einkehr und zum Gebet außerhalb der "Geschäftszeiten" kommt an.
Ebenfalls seine Idee: die regelmäßige Konferenz der leitenden Pfarrer aus dem Kreisgebiet. "Dieser kollegiale Austausch hat sich schon jetzt bewährt. Wir lernen voneinander und geben uns gegenseitig Tipps. Beispielsweise über die Organisation der einzelnen Pfarrbüros", sagt Bosbach, der obendrein Kreisdechant ist.
Ende des Monats wird unter seiner Ägide auch die neue Rendantur in der Lutterbecker Straße bezogen. Die Geschäftsführung aller katholischen Kirchengemeinden im Kreis mit ihren bisherigen Verwaltungsstellen in Wülfrath, Langenfeld und Ratingen befindet sich dann unter einem Dach.
Unter einem Dach - das ist ein Stichwort, mit dem sich Bosbach über kurz oder lang auseinander setzen muss. Und das das mit Abstand dickste Brett wird, mit dem es "der Neue" zu tun bekommt. Weg vom Kirchturmdenken - hin zum gemeindeübergreifenden Handeln, heißt die Devise. Allerdings ohne die Eigenständigkeit der Gemeinden zu beschneiden.
So, wie in Neviges, wo zum 1. Januar 2010 aus St. Mariä Empfängnis und St. Antonius die Gemeinde "Maria, Königin des Friedens" wird. Noch ist zwar nichts amtlich, doch die Vorbereitung zur Pfarrgemeinderatswahl im November läuft schon auf Hochtouren. Und wo früher drei Räte ernannt wurden, gibt es erstmals nur noch einen . . .