Mettmann will Tiere mit Futterplätzen aus der Innenstadt weglocken Klare Mehrheit gegen „Entnahme“ von 300 Tauben

Mettmann · Ratten werden vergiftet, Rehe geschossen - ohne dass sich Protest regt. Bei Tauben wird die Sache aber emotional.

Tauben sind vielerorts zur Plage geworden, klagen Anwohner.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Christian Caspar war hörbar unzufrieden mit dem Beschluss des Ordnungsausschusses. „Dann finanzieren wir also künftig mit Steuergeldern, dass pro Jahr 3,6 Tonnen Taubenkot auf Mettmann niederregnen“, stellte der Vizefraktionsvorsitzende der CDU Mettmann fest. Zuvor war ein Antrag der CDU gescheitert, einen Falkner mit der Schädlingsbekämpfung zu beauftragen. Er sollte 300 Tauben in der Innenstadt „artgerecht dem Bestand entnehmen“. Übersetzt wurde dies von den Ausschussmitgliedern anderer Parteien und Wählergemeinschaft als Tötung von Tauben. Und dafür wollte niemand außerhalb der CDU seine Stimme geben.

Zuvor hatte Caspar verdeutlicht, dass sich die Christdemokraten die Angelegenheit nicht leicht gemacht hatten. Die Innenstadtbewohner seien von der Taubenplage jedoch mittlerweile derart genervt, dass man sofort etwas tun müsse. Es handele sich um ein Thema der Schädlingsbekämpfung. In der Kanalisation würden schließlich auch Giftköder gegen Ratten ausgelegt, ohne dass die Öffentlichkeit dies hinterfrage. Die „Entnahme aus dem Bestand“ könne auch eine Verbringung an einen völlig anderen Ort bedeuten.

„Ich habe den Hinweis gefunden, dass jede Taube pro Jahr 12 Kilogramm Nasskot abgibt“, argumentierte Caspar. Multiplizierte mit 300 und kam so auf die 3,6 Tonnen, die die Bausubstanz schädigen, Balkone verdrecken und teuer entfernt werden müssten. Der CDU-Falkner-Antrag sei eine schnelle und wirkungsvolle Methode, den Bestand zu reduzieren. Das gleichzeitig von der Stadt vorgelegte Konzept mit offiziellen Futterstellen, an denen den Tauben eine Unfruchtbarkeitspille unters Futter gemischt werden soll, sei bestenfalls eine mittel- bis langfristig wirkende Maßnahme. Und löse das Taubenproblem nicht im Sinne der von den Tieren genervten Anwohnerinnen und Anwohner.

Nils Lessing von Grünen machte in der Diskussion deutlich, dass die Grünen dem CDU-Antrag nicht zustimmen würden. Er wies den Vergleich von Tuben mit Ratten zurück, letztere würden aktiv in den Wohnbereich der Menschen eindringen – von Tauben gehe hingegen keine Gefahr aus. Die Grünen befürworten die Aufstellung eines Taubenturms. Es gebe Taubenfreunde, die dort ehrenamtlich nach dem Rechten sehen wollten. Christoph Zacharias von der FDP wandte sich ebenfalls gegen die Tötung der Vögel und sprach sich für einen Taubenturm oder ein Taubenhaus als Lösung aus. Auch Wolfgang Petschull von der SPD machte deutlich, dass man sich mit einem harten Vorgehen gegen die Tauben nicht anfreunden könne.

Ihm widersprach Rainer Dittel von der Wählergemeinschaft „Zur Sache Mettmann“. Mittlerweile sei die Situation rund um die Tauben unzumutbar. Das läge auch an den unkontrollierten Fütterungen in der Stadt. Dittel nannte eine Stelle beim Taxiplatz am Jubiläumsplatz, wo kiloweise Futter ausgestreut würde. Sie locke neben den Tauben eben auch Ratten an.

Der Leiter des Mettmanner Ordnungsamtes, Marcel Neubauer, war hingegen für den Vorschlag der Stadt, an der Seibel-Querspange und auf einem Grundstück am Hammer Bach Futterplätze einzurichten, um die Tauben aus dem Innenstadtbereich wegzulocken. Dort sollen später Taubenhäuser errichtet werden. Bürgermeisterin Sandra Pietschmann appellierte ergänzend an alle Verantwortlichen, kein Futter mehr im Innenstadtbereich auszustreuen.