Mettmann: „Tagsüber ist der Markt tot“
Die SPD fordert ein Konzept für eine lebendigere Zukunft der Oberstadt.
Mettmann. Die historische Oberstadt rund um den Marktplatz mit der Lambertuskirche im Zentrum bildet wie kein anderer Stadtteil die Geschichte Mettmanns ab: Bergische Fachwerk- und Schieferarchitektur, Häuser aus der Gründerzeit, die ehemalige Bürgermeisterei (heute Stadtgeschichtshaus), das mehr als 100 Jahre alte Weltspiegel-Kino an der Düsseldorfer Straße - die Oberstadt ist Mettmanns Schmuckstück.
Dennoch droht der historische denkmalgeschützte Stadtkern zu verkümmern. "Tagsüber ist es hier oben doch tot", sagt Christoph Schulze, der in dem alteingesessenen Familienbetrieb Bergemann am Markt Lederwaren und Geschenkartikel verkauft. Geschäftsleute und Wirte der Kneipen klagen nicht erst seit der Wirtschaftskrise über Umsatzrückgänge. Die Marktbeschicker sehen für sich in der Oberstadt schon lange keine Zukunft mehr, weil dort oben ihre Kunden ausbleiben.
Damit die Oberstadt nicht in Schönheit stirbt, verlangt die SPD neue Impulse für das Viertel. Im Planungsausschuss am 2. Dezember werden die Genossen einen Antrag einbringen, in dem sie die Verwaltung auffordern, ein Konzept für die zukünftige Nutzung der Oberstadt zu entwickeln.
Der Oberstadt muss mit anderen Mitteln geholfen werden als mit dem Erhalt des Samstagmarktes, waren sich unlängst im Verwaltungausschuss alle Parteien einig. CDU und FDP stimmten mit knapper Mehrheit gegen eine Verlegung des Marktes vor Ende der Sommerferien 2010 auf den Jubiläumsplatz.
Bürgermeister Bernd Günther (CDU) hat bereits veranlasst, dass es in Kürze ein Treffen mit Geschäftsleuten, Wirten und Markthändler geben wird, in dem Wünsche und Ideen für eine Attraktivierung der Oberstadt gesammelt werden. Die Geschäftsvielfalt, die es einmal in der Oberstadt gab, "wird es so nicht mehr geben", sagt Günther.
Wie die SPD glaubt auch der Bürgermeister nur an eine Überlebenschance der Oberstadt, wenn rund um den Markt die Bereiche Gastronomie, Kultur und Spezialgeschäfte gestärkt würden. "Ein reines Kunst- und Kneipenviertel wird die Oberstadt nie werden. Wir brauchen auch die Geschäfte, die es heute gibt", sagt Günther. Nur mit einer guten Mischung von Angeboten könnten die Mettmanner auch außerhalb der Heimatfest- und Blotschenmarktzeiten in die Oberstadt gelockt werden.
Mettmanns ehemaliger Stadtdirektor Horst Masanek hatte im Sommer in einem WZ-Interview gefordert, dass die Stadt ein Konzept entwickeln muss, um aufzuzeigen, was in der Oberstadt entwickelt werden kann. Masanek: "Kunst, Antiquariat, Kneipen. So etwas gehört dort hin. Das mus mit der Bürgerschaft diskutiert und dann festgeschrieben werden. So, wie es das Bürgerforum mit den Overhoffschen Höfen versucht."
Für Peter Ratajczak, Vorsitzender der Werbegemeinschaft "Mettmann Impulse", ist und bleibt die Oberstadt ein Szene- und Kneipenviertel, das verbessert werden könnte. Um tagsüber mehr Leben in die Oberstadt zu holen, "bräuchten wir Magneten, Frequenzbringer wie früher", sagt er.
Mit der Kö-Galerie und dem Königshof-Karree mit rund 13000 Quadratemetern Verkaufsfläche wird Mettmann ein ganz neues Einkaufszentrum bekommen. Die Käuferströme werden sich weiter von der Oberstadt entfernen. Ratajczak: "Das tut mir leid. Aber wir können uns den Fakten nicht verschließen. Wenn man hört, welche Geschäfte im Flurfunk genannt werden - P&C, H&M, dm - da wird die Mettmanner Einkaufsgeschichte ganz neu geschrieben."