Mettmann: Zerstörer macht kurzen Prozess

Abriss: Der Name ist Programm - Wenn der „Long Demolition“ seine Arbeit getan hat, ist vom ehemaligen Amtsgericht nichts übrig.

Mettmann. Langsam erhebt sich der 24 Meter lange Greifarm des "Long Demolition". Routiniert bedient Frank Pahlke die Hebel. Die Greifzange des Abrissbaggers hebt sich über das Dach und beißt ein gutes Stück heraus. Keine zwei Minuten und zwei Bisse später liegt schon die erste Gaube des ehemaligen Mettmanner Amtsgerichts in Einzelteilen auf dem Hinterhof verstreut.

Für den Vorarbeiter und Baggerführer der Gütersloher Firma Hagedorn kein großes Ding. "Mittelklasse, sowohl was die Größe als auch was die Schwierigkeit angeht", sagt der abrisserfahrene 34-Jährige. Das größte Objekt, was Pahlke bisher dem Erdboden gleichgemacht hat, war eine 55 000 Quadratmeter große ehemalige Gießerei. Und auch von dem Amtsgericht wird in etwa drei Wochen nichts mehr zu sehen sein. "Als ob da nie etwas gestanden hätte. Da kann man dann theoretisch Kartoffeln anpflanzen." Mit großen Schwierigkeiten rechnet er nicht.

Zuvor waren die Subunternehmer an der Reihe und haben das Gebäude entkernt. Alle beweglichen Teile sowie die Böden wurden entfernt, der Abriss kann beginnen. Der erste Schritt: Das komplette Gebäude wird von oben mit Feuerwehrschläuchen geflutet, damit nicht so viel Staub aufwirbelt. Dann wird das Gebäude von oben nach unten abgetragen. Eine Abrissbirne sucht man allerdings vergeblich. "Die gibt’s nicht mehr, das spritzt unheimlich, die Teile fliegen umher und die Erschütterungen wären auch größer", erläutert Pahlke. Der Abbruchsortiergreifer ist da vorsichtiger. Stück für Stück reißt er aus dem Dach. Für die Wände ist dann der Pulverisierer zuständig, der Beton zerkrümelt, als wäre es ein Keks. Die Anwohner sollen davon so wenig wie möglich mitbekommen. "Wir halten Staubentwicklung und Erschütterungen so gering wie möglich", verspricht Pahlke. Und ob er die gesetzlich vorgeschriebene Zeit zwischen 7 und 20 Uhr voll ausschöpft, wisse er auch noch nicht.

Emotionen kommen bei ihm nicht auf, auch wenn das Gebäude gute 100 Jahre auf dem Buckel hat. Anders sieht es bei Silvio Miglietta aus. Der gebürtige Mettmanner hat gerade noch die Eingangstür retten können. "Es ist doch schade, dass das Gebäude abgerissen wird. Da sind echte Schätze drin", findet der 27-Jährige. Wenigstens die massive Tür wollte er noch retten und hat sich beim Architekten die Erlaubnis geholt. "Die kommt nach Italien. Mein Vater hat ein Restaurant in Lecce, das wird die neue Eingangstür", sagt der Halbitaliener. Er hat sich extra einen starken Freund mitgebracht, um die schwere Tür auf den Anhänger seines Autos zu wuchten. Gerne würde er auch das gusseiserne Treppengeländer mitnehmen, aber das ist leider zu schwer.

Grosses Gerät Long Demolition (frei übersetzt: Langer Zerstörer) heißt der Bagger treffenderweise, Der Greifarm (Auslage) misst 24 Meter.

Hersteller Caterpillar ist der weltweit führende Anbieter der großen Abrissgeräte.

Ausrüstung Mit seinem "Pulverisierer" (zum Zermahlen von Beton) und dem "Abbruchsortiergreifer" (zum Abreißen leichterer Baustoffe wie Holz und zum Sortieren) gibt es nichts, mit dem der 50 Tonnen schwere "Long Demolition" nicht fertig werden würde.

Kraft 360 bar Hydraulikdruck sorgen dafür, dass der Pulverisierer mit einer Kraft von 4,5 Tonnen "zubeißen" kann.