Schaffhausen will sich schlanker setzen Georg Fischer verkauft Gießerei
Mettmann. · Die beiden Standorte Mettmann und Singen sollen unter der Führung der neuen Eigentümer enger zusammenarbeiten.
Im Rahmen eines Management-Buy-out (Übernahme einer Firma durch die eigene Geschäftsleitung) übernehmen drei erfahrene Führungskräfte von GF die Eisenguss-Standorte in Singen und Mettmann. Der Vertrag wurde am 6. Dezember unterzeichnet. Die beiden Standorte sollen unter der Führung der neuen Eigentümer enger zusammenarbeiten und eigenständig unter dem Dach der neu gegründeten Fondium weiter entwickelt werden.
Achim Schneider (56), Matthias Blumentrath (44) und Arnd Potthoff (49) übernehmen die beiden Eisenguss-Produktionsstandorte von GF in Singen und Mettmann. Die beiden Werke erzielen mit rund 2000 Mitarbeitern (Mettmann 980 Mitarbeiter) einen Umsatz von 550 Millionen Euro. Über den Kaufpreis haben die beiden Parteien Stillschweigen vereinbart. Wie Blumentrath auf Anfrage mitteilte, sei die Finanzierung mit den Banken unter Dach und Fach. Die neue gegründete Fondium B.V. & Co KG mit Sitz in Mettmann ist inhabergeführt und überzeugt durch einen klaren Fokus auf das Automotive-Geschäft. Die neuen Inhaber verfügen gemeinsam über rund 40 Jahre Branchenerfahrung.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Traditionsstandorten Singen und Mettmann wird in den kommenden Jahren gezielt intensiviert. Durch eine konsequente Kundenorientierung sowie flache Führungsstrukturen soll die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in den nächsten Jahren weiter erhöht und die Produktion an beiden Standorte langfristig gesichert und weiter entwickelt werden. Kunden aber auch Mitarbeiter profitieren vom direkten Zugang zu den Entscheidungsträgern und raschen Entscheidungsprozessen, sagen die drei neuen Inhaber. Die neu gegründete Fondium wird eigenständig am Markt auftreten. Die Marke GF wird in den kommenden Monaten konsequent durch Fondium abgelöst. Erhalten bleibt der traditionelle Qualitätsanspruch der Produkte und Dienstleistungen. Der Leichtbau im Eisenguss bleibt weiterhin ein zentrales Differenzierungsmerkmal. GF bleibt in einer Übergangszeit in Fondium mit 20 Prozent investiert, ist jedoch nicht in die operative Tätigkeit eingebunden.
Gerüchte über Verkauf der Gießerei gab es schon länger
Seit einigen Wochen gab es Gerüchte, die Gießerei Georg Fischer in Mettmann, einer der größten Arbeitgeber in der Region, würde vom Mutterkonzern in Schaffhausen veräußert. Nachfragen in der Schweiz blieben unbeantwortet. Nun ist es offiziell: Der Schweizer Konzern hat die Gießerei in Mettmann verkauft. Der Trend zu leichteren Fahrzeugen wirke sich weiter auf die Automobilindustrie aus, heißt es aus Schaffhausen. Deshalb fokussiert sich GF Casting Solutions, eine Division von GF, stärker auf Leichtmetall-Komponenten. Gleichzeitig reduziert die Division ihre Präsenz im Eisenguss in Europa. Als Folge davon wurden die Eisengießereien in Singen und Mettmann an Mitglieder des Managements von GF Casting Solutions veräußert. Diese Portfolio-Verschiebung und die daraus resultierende Anpassung der regionalen Präsenz erfolgt im Einklang mit der Strategie 2020 von GF, deren EBIT-Margenziel auf neun bis zehn Prozent angehoben wird. Die Transaktion ist gewinnneutral.
Die wachsende Nachfrage nach Leichtmetallgussteilen aus Aluminium und Magnesium erfordere eine deutlich stärkere Präsenz in diesem Sektor, sagt GF-Pressesprecher Beat Römer. Dementsprechend baut GF Casting Solutions neue Kapazitäten in den USA, in Rumänien und in China auf und erweitert das Angebot an einbaufertigen Komponenten. Außerdem investiert die Division nach der Akquisition von Precicast Industrial Holding SA in das vielversprechende Geschäft mit Komponenten aus Superlegierungen für Flugzeugtriebwerke und industrielle Gasturbinen.
Yves Serra, CEO von GF, sagt: „Mit Fondium haben wir einen Partner gefunden, dessen Eigentümer das Gießerei-Geschäft sehr gut kennen. Sie können Kontinuität für die Kunden und die Weiterentwicklung der zwei Gesellschaften außerhalb von GF sicherstellen.“