Schüler wollen mehr Schule

Realschüler protestieren im Landtag und fordern mehr Lehrer. Durch den Wegfall von zwei Stellen haben sie weniger Unterricht.

Mettmann. Normalerweise freuen sich Schüler, wenn der Unterricht ausfällt. Doch an der Carl-Fuhlrott-Realschule haben sie die Nase voll, dass es für zwei Lehrerinnen, die nicht mehr an der Schule sind, keinen Ersatz gibt.

Gestern hat eine Abordnung von 30 Realschülern der Klassen neun und zehn mit Eltern im Düsseldorfer Landtag Protestnoten an den Vorsitzenden des Schulausschusses, Wolfgang Große Bröner, übergeben.

„An der Realschule ist die Lehrerstellenversorgung dramatisch schlecht“, sagt Monika Kliss. Ihre älteste Tochter geht dort zur Schule. „Als Schulpflegschaft sind wir ratlos, da wir auf diverse Beschwerden, Bittbriefe und Anfragen an die Bezirksregierung, das Schulministerium und die Abgeordneten im Schulausschusses des Landes keine Antworten erhalten haben“, sagt sie.

Im März war eine junge Lehrerin auf dem Weg zur Schule auf glatter Straße mit ihrem Auto im Neandertal tödlich verunglückt. Die Schule stand unter Schock. Auf Nachfrage bei der Bezirksregierung soll der Schulleitung lapidar mitgeteilt worden sein, dass die Schule Pech habe, dass die Stelle nun weg sei. „Zusätzlich zum großen persönlichen Verlust einer engagierten Lehrerin fallen seit den Osterferien jede Woche 28 Stunden Unterricht aus“, sagt Monika Kliss.

Und seit Montag ist eine weitere Stelle an der Schule vakant. Eine ehemalige Lehrerin wurde nach der Elternzeit an eine andere Schule versetzt. Die Verträge der zwei Lehrkräfte, die sie vertreten hatten, sind Ende Mai ausgelaufen. Deshalb fallen nun weitere 28 Stunden Unterricht aus.

Schulleiterin Christiane Bethke und ihre Kollegen wissen nicht mehr, wie sie den Ausfall auffangen sollen. „Nach dem schrecklichen Unfall waren die Eltern empört, dass es für die tödlich verunglückte Kollegin keinen Ersatz gab.

Durch Umschichtungen der Unterrichtspläne konnten wir den Ausfall noch halbwegs auffangen. Aber jetzt fallen 56 Wochenstunden aus, wir arbeiten wie doll und können nicht mehr“, sagt Bethke.

Kliss’ jüngste Tochter, die noch in die Grundschule geht, habe, wie die Mutter sagt, fast mehr Unterricht als ihre älteste, die in die zehnte Klasse der Realschule geht.

Dass freie Stellen nicht sofort besetzt werden können, hat laut Bezirksregierung damit zu tun, dass die Realschulen im Regierungsbezirk Düsseldorf beim Stellenplan überbucht sind. Es gibt mehr Lehrer als Planstellen.

„Um diese Überbuchung auszugleichen, werden freie Stellen erst einmal nicht wieder besetzt. Auch wenn es an Schulen wie in Mettmann zu Engpässen kommen kann“, sagt Marielle Erb, Sprecherin bei der Bezirksregierung.

Kurzfristig soll an der Carl-Fuhlrott-Realschule eine Lehrkraft mit einer halben Stelle ihren Dienst antreten. Ob es in diesem Schuljahr noch weiteres Personal geben wird, kann Erb nicht sagen.

Viele Eltern sind der Meinung, dass sich die Situation an den Realschulen nach der Schulreform deutlich verschlechtert hat. Haupt- und Realschulen seien zum Auslaufmodell erklärt worden, weil in der Sekundarschule alles besser werden soll.