Schulprojekt „Gewaltfrei Lernen“: Konflikte friedlich klären
An der Otfried-Preußler-Schule haben Schüler gelernt, selbstbewusst aufzutreten.
Mettmann. Fast gleichzeitig rufen 24 Kinder mit Nachdruck in der Stimme: „Sonntags essen die Piraten mit den Fingern ihren Braten“. Der Reim ist keine Empfehlung an die heimische Küche, vielmehr handelt es sich um eine Übung aus dem Projekt „Gewaltfrei Lernen“.
Drei Mal zwei Doppelstunden sind alle Kinder der Otfried-Preußler-Schule (OPS) trainiert worden, Konflikte ohne schubsen und hauen zu lösen, ihre Teamfähigkeit auszubauen und sich selbst zu behaupten.
Mit klarer Stimme laut und vernehmlich zu reden, gehörte zum Programm. „Gute Kurse zu Prävention von Gewalt gibt es viele“, sagt Wilma Rohde. Dass die kommissarische OPS-Schulleiterin sich für „Gewaltfrei Lernen“ entschlossen hat, hat zwei Gründe: „Die komplette Schulgemeinde wird einbezogen und alles findet in Bewegung statt.“
Zusammen mit Alexander Singer aus dem Team „Gewaltfrei Lernen“ fanden sich Kaja, Anton, Fine, Anabel, Cara und Co. zum abschließenden Gespräch in der Turnhalle ein, in der Übungen wie Rollenspiele oder die „Stopp-Regel in drei Schritten“ immer wieder durchgespielt wurden. „Hat voll Spaß gemacht“, sagte Alex. „Und wir haben ganz viele Sachen wie den Befreiungsgriff gelernt“, ergänzte Paul.
Wie gehe ich mit Wut um, wie kann ich anders als mit Gewalt auf Rempeln und Knuffen reagieren? „Das sind Situationen, die wir üben“, sagte der studierte Sonderpädagoge und Sportlehrer Alexander Singer.
„Siegergriff“, „Gorilla“ und „Rutsche“ waren drei sogenannte Befreiungsgriffe, die der 35-Jährige den Kindern beibrachte. „Wenn euch jemand festhält, könnt ihr euch einfach losmachen — ohne zu treten.“ Wann immer Übungen gelingen, wird gelobt. Demonstrieren einzelne etwas vor der Gruppe, gibt es Applaus von allen.
„Cool bleiben, nicht schreien und sich stark hinstellen“, lauteten weitere Anweisungen, die die Kinder mit Feuereifer und in wechselnden Zweierkonstellationen übten. Auch das gehört zu „Gewaltfrei Lernen“: aufeinander zugehen. „Wir sagen ,Ja’ zum Ersten, der mich fragt“ — so sollen Lieblingsfreunde auch mal erproben, wie es ist, mit jemandem etwas zu machen, den man nicht so gut kennt oder mag.
„Ganz wichtig ist es, über die Augen zu sprechen“, erinnerte Alexander Singer an eine korrekte Haltung mit geradem Rücken und geradem Blick. So findet Kommunikation auf Augenhöhe statt, devote Haltungen mit eingezogenen Schultern sind passé. „Die Mischung aus Theorie und Praxis ist gut“, urteilte Wilma Rohde.
Und dass aktiv etwas getan werde, anstatt nur darüber zu reden. Außerdem sei das Programm nachhaltig. Die Klassenlehrer bekommen vom „Gewaltfrei Lernen“-Team Post. „Darin werden die Schüler gefragt, wie’s denn mit den erlernten Übungen im Alltag klappt. Das ist eine gute Erinnerung für die Kinder und sensibilisiert die Lehrer, konsequent auf das Erlernte zu achten“, resümierte Wilma Rohde.