So klappt es mit den guten Vorsätzen für 2016
Pfarrer Ernst Schmidt aus Mettmann rät zur Mäßigung. Statt den Fernseher gleich ganz abzuschaffen, sollte derjenige es erst einmal mit einem fernsehfreien Abend versuchen.
Mettmann. Der menschliche Geist schafft es, Sinfonien zu komponieren. Auf den Mond fliegen? Kein Problem. Schwieriger wird es da schon mit ein paar läppischen guten Vorsätzen. Da wäre zum einen der Klassiker: Wir hören mit dem Rauchen auf. Auch im Fitnessstudio ist im Januar das Gedränge groß. Vielleicht wollen wir uns einfach nur mehr Ruhe gönnen.
Liegen die Feiertage rings um den Jahreswechsel hinter uns, läuft das Hamsterrad wieder an. Nicht aufzuspringen, ist oft keine Option. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Gute Vorsätze zum Jahreswechsel haben Konjunktur. Und ihr Scheitern hat Methode.
Und dennoch: Man sollte die freien Tage nutzen, um in sich zu gehen und Vergangenes auch mal Revue passieren zu lassen. „Grundsätzlich ist es nicht schlecht, über den Lauf der Dinge nachzudenken“, glaubt Pfarrer Ernst Schmidt. Als kirchlicher Seelsorger ist er nah dran am Seelenleben derjenigen, die ihn auch bei solchen Dingen um Rat fragen. Allerdings, so glaubt er, sollte man sich mit Blick auf gute Vorsätze auch nicht überfordern, um damit später zwangsläufig zu scheitern.
Am Anfang steht meist ein Wunsch, ein Traum, mitunter ein Unbehagen. Sich vorzunehmen, mal eben das Auto abzuschaffen, funktioniere in den seltensten Fällen. Stattdessen ist es so, dass man sich mit derart überambitionieren Vorhaben schnell der Gefahr des Scheiterns aussetzt. „Da ist es sinnvoller, sich erstmal für alle Strecken bis zu 5 Kilometer aufs Rad zu setzen“, glaubt Schmidt. Ähnlich sieht er die Dinge in Sachen Fernsehkonsum. Auch da könne man sich versuchsweise auf einen fernsehfreien Abend einigen, bevor man das Gerät mit dem Sperrmüll entsorgt, um kurz darauf festzustellen, dass es doch nicht ohne geht.
„Grundsätzlich sollte man den Jahreswechsel nicht allzu hoch hängen und das Thema nicht an einem festgelegten Termin festmachen“, plädiert Ernst Schmidt für mehr Flexibilität im Umgang mit guten Vorsätzen. Denn eines sagt uns die Erfahrung: Gewohnheiten können hartnäckig sein. Eingelaufene Trampelpfade sind bequem, sich neu einzuspuren ist oft anstrengend. Und nicht nur das: Sich abends zu langweilen, weil der Fernseher tabu ist, lässt die Rückfallgefahr groß werden. Denn einfach etwas nicht mehr zu wollen, ohne zu wissen, was man stattdessen tun möchte, schafft eine Lücke. „Und die muss mit neuen Ideen gefüllt werden“, weiß Ernst Schmidt.
Er selbst sucht sich gern Hilfsmittel, um gute Vorsätze nicht scheitern zu lassen. „Das sind kleine Rituale, die sich gut umsetzen lassen“, rät er zu Überschaubarkeit.