Stadtmauer verschwindet vorerst wieder unter der Erde
Ob und wie die archäologischen Funde später sichtbar gemacht werden, ist noch nicht geklärt.
Mettmann. Vier Wochen lang war das bisher am besten erhaltene Stück der alten Stadtmauer direkt vor dem alten Tor der evangelischen Kirche auf der Freiheitstraße sichtbar. Gestern ist damit begonnen worden, die Baugrube zu verfüllen. Über die dauerhafte Darstellung der Mauer soll zu einem späteren Zeitpunkt in den politischen Gremien entschieden und beraten werden, heißt es aus dem Rathaus. Hört man sich auf der Baustelle an der Freiheitstraße genauer um, dann stellt man schnell fest, dass hier viele unterschiedliche Interessen aufeinander treffen: Auf der einen Seite sind dort die Mitarbeiter der Baufirmen, die möglichst schnell mit ihrer Arbeit vorankommen wollen und zu Mettmann und seiner Geschichte meist nur wenig Bezug haben.
„Das ist natürlich verständlich“, sagt Dr. Tünde Kaszab-Olschewski, die für die Firma Archbau die Baustelle in Mettmann archäologisch betreut. „Es gibt aber auch viele Menschen, die uns ansprechen und die Stadtmauer unbedingt in irgendeiner Form erhalten möchten.“ Schon beim ersten Fund im August 2015 betonten alle vier damaligen Bürgermeisterkandidaten, dass man die historische Stadtmauer erhalten müsse. Favorisiert war zu diesem Zeitpunkt eine beleuchtete unterirdische Lösung. „Das wäre in jedem Fall deutlich günstiger, als eine oberirdische Variante“, betont die Archäologin. Allerdings müsse man für die Verlegung dort verlaufender Stromleitungen mit Kosten in Höhe von etwa 10 000 Euro rechnen. Die Expertin wisse aber selbst nicht, wie es mit der aktuellen Fundstelle später einmal weitergehen soll, die diesmal nicht mitten auf dem Fußgängerweg auf der Freiheitstraße liegt.
Bezüglich der Datierung der Mettmanner Stadtmauer ist eine Urkunde aus dem Jahr 1424 bedeutend, die nicht nur die bereits vorhandene Befestigung, also Mauer, Graben und wohl auch einen Wall erwähnt, sondern auch die Erhaltung und Renovierung bereits im Verfall begriffener Teile einfordert. Demnach erfolgte die Errichtung offenbar im 13. bis 14. Jahrhundert oder eventuell noch früher.
Die Zerstörung beziehungsweise Schleifung der Umwehrung ereignete sich während beziehungsweise nach dem Dreißigjährigen Krieg. Zumindest diese Datierung kann die Ausgrabung in etwa bestätigen. Eine Scherbe wurde als Rheinisches Steinzeug, Siegburger Machart, aus dem 17. Jahrhundert bestimmt. Nach der Aufgabe der Verteidigungsanlagen ist dieser Bereich vermutlich als Garten benutzt worden, bis man hier um 1750 die Freiheitstraße anlegte und ab 1775/1780 die evangelische Kirche erbaute.