Tausende tappen in diese Falle

Der A 3-Blitzer hat bereits mehr als 33 000 Temposünder überführt. Und rund 2700 Fahrer mussten ihren Führerschein abgeben.

Foto: Jenoptik

Kreis Mettmann. Man muss sich schon anstrengen, um tagsüber in der Baustelle der Autobahn 3 zwischen dem Kreuz Mettmann und Hilden deutlich zu schnell zu fahren. Fast 100 000 Autos und Lastwagen passieren täglich die Strecke, die seit 20 Monaten eine Großbaustelle ist und mit modernem Flüsterasphalt ausgestattet wird. Vor allem in den Stoßzeiten ist auf den verengten Fahrspuren nicht viel mehr als das vorgeschriebene Tempo 80 oder teilweise auch nur Tempo 60 möglich.

Doch es gibt immer wieder einige Fahrer, die doch irgendwie versuchen, schneller zu fahren als erlaubt. Sie drängeln, wechseln die Fahrspuren — wenn dann noch zu wenig Abstand zum Vordermann dazu kommt, kracht es. Innerhalb eines Jahres hatte es auf dem gut 6,5 Kilometer langen Autobahnabschnitt mehr als 400 Unfälle mit fast 50 Verletzten gegeben.

Der Kreis Mettmann wurde von der Unfallkommission für Bundesautobahnen in die Pflicht genommen. Um weitere Unfälle zu vermeiden, ist eine mobile Radaranlage angeschafft worden. Der Kreis Mettmann hat die Anlage von der Monheimer Firma Jenoptik gemietet. Seit dem 19. November vergangenen Jahres ist die Anlage nun in Betrieb und hat sich längst bezahlt gemacht. In den ersten fünf Tagen, nachdem der „Traffi-Star“ aufgestellt wurde, erhielt der Kreis Mettmann 8000 Fotos von zu schnell fahrenden Autos mit ihren Insassen. Geplant waren für das ganze Jahr gerade einmal 12 000, gerechnet hatte der Kreis mit Bußgeldeinnahmen von 300 000 Euro im Jahr. Doch wie das mit Schätzungen manchmal so ist, sie werden irgendwann von der Wirklichkeit eingeholt.

„Seit Aufstellung des Gerätes sind etwa 33 500 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden“, sagte Nils Hanheide, Ordnungsdezernent des Kreises Mettmann. Damit sind in sieben Monaten drei Mal mehr Fahrer geblitzt worden, als in einem ganzen Jahr erwartet wurden. Nun kann man nachrechnen: Für die Geschwindigkeitsüberwachung in allen zehn Städten des Kreises Mettmann inklusive aller stationären und sonstigen mobilen Überwachungsanlagen hat der Kreis Einnahmen von 2,2 Millionen Euro im Jahr eingeplant. „Diesen Ansatz haben wir bereits überschritten, was zu einem wesentlichen Anteil auf die Geschwindigkeitsüberwachungsanlage an der A 3 zurückzuführen ist“, sagt Nils Hanheide.

Nach dem sogenannten „Gesamtdeckungsprinzip“ gehen die Einnahmen in den Haushalt des Kreises. „Den Einnahmen stehen erhebliche Personal- und Sachkosten gegenüber“, sagt Hanheide. Die etwa 200 000 Euro Miete im Jahr, die der Kreis an die Firma Jenoptik bezahlt, dürften sich aber gelohnt haben.

Die Zahl der Einsprüche und Verfahren hält sich laut Hanheide dagegen in Grenzen. „Die meisten sind froh, wenn sie nur mit einem Verwarngeld davon kommen“, sagt Hanheide. Nicht mehr mit einem Verwarngeld davon gekommen, sind jedoch mehr als 2700 Autofahrer, die in der Baustelle mit mehr als 41 Stundenkilometern zu schnell unterwegs waren. Sie müssen den Führerschein für einen Monat abgeben und sich auf 160 Euro Bußgeld sowie zwei Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg einstellen.

„Vor allem nachts oder an Sonntagen rasen manche Fahrer durch die Baustelle, als gebe es kein Tempolimit“, sagt Nils Hanheide. Und das, obwohl an mehreren Stellen auf dem Autobahnabschnitt deutlich mit Schildern vor Radar gewarnt wird.

Die Zahl der Unfälle wird zurzeit noch von der Unfallkommission der Bezirksregierung ausgewertet. In den ersten zwei Monaten, also November und Dezember 2015, haben sich die Unfallzahlen „grundsätzlich positiv entwickelt“, so Hanheide. Insbesondere die Unfallschwere sei seither deutlich zurückgegangen, so dass bis auf zwei Ausnahmen nur noch Bagatellunfälle in beiden Fahrtrichtungen zu verzeichnen waren.