Theater in Haan: Irrsinn ist was Wunderbares

Der CVJM bringt Ken Campells „Spionage in Mr. Pilks Irrenhaus“ auf die Bühne.

Haan. Björn zuckt als stünde er unter Strom. Der ganze Tisch wackelt unter seinem Beben mit. Dabei hat ihn beim Picknick doch bloß ein Ohrwurm befallen. Sina und Kim dagegen können sich nichts merken. Was sie eben gesagt haben, ist jetzt schon vergessen.

"Danke, das war schon sehr schön", bricht Antje Klewinghaus die Szene ab. "Das war noch zu leise" kritisiert Nicole, "ich habe hier hinten gar nichts gehört." Alles geht zurück auf die Ausgangsposition. Auf Hochtouren laufen die Proben der Theatergruppe des CVJM "Spionage in Mr. Pilks Irrenhaus".

Seit den vergangenen Herbstferien proben Johanna Sophie (13), Sina (13), Kim (13), Andrea (16), Nicole (16), Björn (16) und Timothy (16) die scheinbar zusammenhanglosen Szenen dieses schwarz-humorigen und absolut grotesk-wahnwitzigen Theaterstücks. Manche Teilnehmer wie Nicole und Björn sind "Wiederholungstäter, uns hat das schon bei der letzten Inszenierung echt Vergnügen gemacht", andere wie Nesthäkchen Sina sind "neu in der Truppe".

Sie alle eint der "Spaß an der Freud", es geht um das "Spielen um des Spielens willen", wie Timothy stellvertretend für alle erklärt. "Vor allem das Durchdrehen ist klasse", findet Nicole. Oder, um Mr. Pilk selbst sprechen zu lassen: "Irrsinn ist etwas Wunderbares. Er darf nicht unterdrückt werden. Seine Unterdrückung führt zur Geisteskrankheit!"

Mit "Mr. Pilks Irrenhaus" hat Leiterin Antje Klewinghaus, im wahren Leben Sozial- und Theaterpädagogin, bei ihrer Theatergruppe einen Volltreffer gelandet. "Ich hatte ‚Mr. Pilks’ selbst mal während des Studiums gespielt und fand das Stück toll."

Auch wenn sie das Oberkommando über die Teenager hat, versteht sie sich weniger als Regisseurin. "Die denken, wir spielen bloß Theater. Dabei passiert noch so viel anderes", erklärt sie tiefere Ambitionen. Ihr geht es natürlich darum, dem Publikum eine "unterhaltsame Aufführung zu bieten. Die Leute sollen lachen."

Für Klewinghaus haben die von Ken Campell verfassten Szenen auch viel Gesellschaftskritisches, was rüberkommen soll. Für die Arbeit mit den Jugendlichen geht es ihr neben der reinen Theaterarbeit vor allem darum, "Verantwortung und Kompetenz zu fördern". Auf der Bühne zu stehen bedeutet, seine Stimme auszubilden, Druck abzubauen, indem man lernt, frei vor einer Gruppe zu sprechen und "Persönlichkeit auszubilden, indem man in eine Rolle schlüpft".

Kim, irre blinzelnd auf dem Sofa lümmelnd, hat gerade ein Blackout, Andrea souffliert spontan. "Es ist nicht schlimm, wenn ihr mal hängt. Das Publikum weiß ja nicht, was im Textbuch als nächstes kommt. Improvisiert einfach", lautet die Regieanweisung. Und so drehen Sina und Kim mächtig auf. Nahezu perfekt rattern sie synchron ihren Text runter, alles klappt wie am Schnürchen. Die Zuschauer dürfen sich auf eine irrwitzig-komisch Premiere freuen.