Unglück in Mettman: Rohr nicht richtig gesichert
Die Spielkameraden des getöteten Jungen stehen noch alle unter Schock.
Mettmann. Unfassbar. Das Betonrohr, das am Samstag an der Südstraße einen neun Jahre alten Jungen erschlagen hat, war nicht richtig gesichert. Nicht einmal ein Bauzaun hielt Kinder davon ab, auf den schweren Betonröhren herumzuklettern. Nach dem tragischen Unglück an der Südstraße steht die Stadt unter Schock.
Der Neunjährige hatte mit mehreren Spielkameraden auf den Betonröhren, die dort für Kanalbauarbeiten ungesichert lagerten, gespielt, als sich plötzlich eine Röhre löste, vom Stapel herabstürzte und den Neunjährigen erschlug. Keines der Kinder, mit denen der Junge dort gespielt hatte, ist bisher vernehmungsfähig, sagte gestern Polizeisprecher Ulrich Löhe.
Nach Informationen eines Bauexperten waren die Röhren falsch gelagert. Anstatt sie abwechselnd mit schmalen und dicken Enden (Muffen) nebeneinander zu lagern, waren sie zur Straße hin nur mit den schmalen Enden abgelegt worden. Dadurch konnte das darauf gelagerte Rohr herunterrollen - bei richtiger Lagerung hätten die dicken Muffen dies verhindert. "Das ist ganz klar ein Lagerungsfehler", meinte der Fachmann gegenüber der WZ.
Dies bestätigt auch eine Aufnahme der Polizei, die aus einem Hubschrauber über der Unglücksstelle gemacht wurde. Statt dessen war das 2,58 Meter lange Rohr mit dem Gummifuß eines Bauzauns nur unzureichend gesichert und konnte deshalb vom Stapel herunterrollen. Polizeisprecher Löhe: "In diese Richtungen laufen die Ermittlungen." Die Rohre lagern am Ende der Südstraße, weil dort im Auftrag der Stadt ein Mischkanal erneuert wird.
Die Nachricht vom Tod des Neunjährigen hat auch im Rathaus großes Entsetzen ausgelöst. Bürgermeister Bodo Nowodworski war tief erschüttert: "Das so etwas passieren konnte. . ." Er hat gestern an der Unglückstelle einen Strauß Blumen niedergelegt und mit Kindern gesprochen, die das Unglück miterlebt haben: "Unvorstellbar, tragisch."
"Wie verhält man sich, wen spricht man an?" Eine Frage, die viele Anwohner der Süd- und Elberfelder Straße nach der Tragödie bewegt, weil sie die schweren Betonrohre Tag für Tag ungesichert sahen. "Nicht einmal ein Bauzaun war um die Röhren gestellt, der lag auf dem Boden", sagt Melanie Meinert. Kein Schild warnte vor dem Betreten der Baustelle.
"Mein Freund und ich haben unseren Kindern von Anfang an verboten, dort zu spielen", sagte sie. Doch auf der Baustelle hätten sich auch ihre Kinder immer wieder aufgehalten, wie die meisten Kinder aus der Nachbarschaft. "Manchmal haben wir sie erwischt und weggeholt, weil wir das für viel zu gefährlich hielten." Melanie Meinert war zum Unglückszeitpunkt mit ihren Kindern auf einem Ausflug.
Es ist nicht zu begreifen, was an der Südstraße passiert ist. Die Fragen, warum die schweren Kanalrohre nicht durch einen Bauzaun abgesichert, oder warum die Röhren nicht richtig gelagert wurden, müssen so schnell wie möglich geklärt werden. Die Schuldigen müssen zur Verantwortung gezogen werden. Doch die Klärung der Schuldfrage wird der Familie, die ihr Kind verloren hat, kaum einen Trost bieten. Viel zu groß und schwer ist der Verlust. Ihnen gebührt unsere Anteilnahme.
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