Waldorfschule in Gruiten: „Hexenjagd“ - Abstrakt und zeitlos

Klasse 12 inszeniert den Klassiker von Arthur Miller.

Gruiten. Zu sphärischen Klängen zeichnen sich als Schatten tanzende Gestalten ab. Später wollen Beobachter festgestellt haben, die Tänzerinnen seien splitterfasernackt gewesen, und weil das Licht gelb-rot lodernd ist, kann es nichts anderes als gleißendes Feuer gewesen sein. Kurzum: Irgendwie muss der Teufel im Spiel, und die Tänzerinnen können logischerweise bloß Hexen gewesen sein.

Die Jahrgangsstufe 12 der Waldorfschule Haan-Gruiten probt auf Hochtouren Arthur Millers "Hexenjagd". "Die Musik muss noch neu geschnitten werden, und ein paar Übergänge sind noch kniffelig. Aber das kriegen wir schon hin", sagt Regisseur Ulrich Maiwald optimistisch. 25Schüler sind in das Theaterstück involviert.

Sie haben "Hexenjagd", von Pulitzer-Preisträger Miller zu Zeiten der Kommunistenverfolgung in der McCarthy-Ära verfasst, selbst ausgewählt. "In der Klasse sind einfach viele starke Frauen - da passt ‚Hexenjagd’ gut." Streit um Rollen gab es nicht. Jeder Schüler durfte drei Wunschrollen angeben, "da war dann niemand per se festgelegt".

Jetzt sind Ruth, Deborah, Simone, Anne, Benedikt, Alexander und die anderen konzentriert bei der Sache. "Wir haben versucht, die Inszenierung abstrakt zu halten", sagt Ulrich Maiwald, der seit 17Jahren an der Waldorfschule tätig ist.

Die Kostüme beispielsweise sind epochenübergreifend, um die Zeitlosigkeit des Stücks und seiner Kernaussage über Verleumdung und Verschwörungstheorien zu zeigen.

Anstelle ausgefeilter Bühnenbilder wird es aussagekräftige Projektionen geben, ein Feuer wird brennen, und Podeste symbolisieren einerseits den Scheiterhaufen, zeigen andererseits die Stellung, die die einzelnen Figuren unter- und zueinander haben.

Um die Rollen selbst und individuell zu entwickeln, verzichtete Maiwald auch darauf, berühmte "Hexenjagd"-Verfilmungen anzuschauen. "Das ist dann eine Gradwanderung, denn jeder ist schnell dabei, etwas kopieren zu wollen."