Ehrenamtler im Einsatz Erkrather Hilfe für das Ahrtal

Erkrath · In den Dörfern an der Ahr ist noch immer fast jedes Haus von der Flutkatastrophe gezeichnet. Was in Erkrath an Hilfsmitteln entbehrlich ist, bringen Freiwillige wie Marten Wirtz dort hin.

Die „Wunschwand“ in Geldorf, wo die registrierten Hochwasseropfer einmal in der Woche zum „Einkauf“ kommen dürfen. Nur Pfand muss bezahlt werden.

Foto: Susann Krüll

Im August 2021 ist Marten Wirtz das erste Mal ins Ahrtal gefahren, um als einer von tausenden Freiwilligen mitzuhelfen, die verheerenden Schäden nach dem Hochwasser Mitte Juli zu beseitigen. Jetzt hat sich der Gartengestalter aus Erkrath, der auch daheim bei der Beseitigung der Hochwasserschäden angepackt hatte, erneut auf den Weg in das landschaftlich beschauliche Tal gemacht. In den Dörfern dort ist noch immer fast jedes Haus von der Katastrophe gezeichnet ist, auch ein halbes Jahr nach der Flut.

„Als ich das erste Mal zum Helfen hierher gefahren bin, war es bedrückend und faszinierend zugleich, die Kolonnen an Hilfsfahrzeugen zu sehen, die im Minutentakt ins Tal gefahren sind,“ erzählt Marten Wirtz, der in Erkrath auch in der Gemeinde St. Johannes der Täufer ist, auf dem Weg nach Geldorf. Für das dort angesiedelte Sachspenden-Verteilzentrum sind die Gerätschaften bestimmt, die von der „Hochwasserhilfe Erkrath“, die der Verein „Erkrath hält zusammen“ organisiert hat, nicht mehr benötigt werden.

Trocknungsgeräte werden von Erkrath ins Ahrtal weitergegeben

Im Transporter, den Christoph Plante für diese Tour kostenfrei zur Verfügung gestellt hat, befinden sich auch gespendete Trocknungsgeräte, die in Erkrath entbehrlich geworden sind. „Im Ahrtal werden sie aber nach wie vor dringend gebraucht. Deshalb haben wir uns entschlossen, sie weiterzugeben“, sagt Stephanie Perkuhn von „Erkrath hält zusammen“. Durch Marten Wirtz‘ persönliche Kontakte zum „Helfer-Shuttle“, das Hilfesuchende und Helfende zusammenbringt, bekam er den Kontakt zum Verteilerzentrum. Nun steht er mit dem Transporter vor der beeindruckenden Lagerhalle, die das Land Rheinland-Pfalz im Gewerbegebiet von Geldorf aufgebaut hat, und öffnet die hinteren Türen.

Sabine – hier duzen sich alle – hat bei der Begrüßung deutlich gemacht, dass alles, was hier angeliefert wird, ihr „Okay bekommen muss, bevor es in die Halle kommt“. Angesichts dessen, was Marten Wirtz mitbringt, verliert sie schnell ihre Skepsis: Trocknungsgeräte, Reinigungsutensilien wie Wischmopp und Co., Kaffeemaschine, Waschtischarmatur und vieles Nützliche mehr wird von Ehrenamtlichen auf eine Palette geladen und in die riesige Halle geschoben. Direkt hinter dem großen Rolltor wird alles sortiert und in den vorderen Hallenteil gebracht, in dem es fast wie in einem gut sortierten Kaufhaus aussieht.

Auch der gelernte Sanitäter Philipp, der Marten Wirtz durch die Halle führt und die Arbeit der Ehrenamtlichen erklärt, ist als Helfer seit den ersten Tagen nach der Flutnacht im Einsatz, wo er gebraucht wird. „Hier packen wir auch Lebensmittel und Getränke für über das Tal verteilte Helfer-Versorgungsstellen zusammen und liefern sie aus, wenn keiner zum Abholen kommen kann,“ erzählt er. Lebensmittel und Getränke werden direkt von den Discountern gespendet.

Berechtigte dürfen einmal pro Woche „einkaufen“ kommen

Die Kleidung, die nach Damen, Herren, Kinder sowie nach Größen sortiert an den Kleiderstangen hängt, stammt wie Geschirr und Haushaltswaren aus der ersten großen Sammelaktion am Nürburgring. „Die Reste lagern in Containern und wir rufen ab, wenn wir etwas brauchen“, erzählt Helfer Philipp. Wer einen so genannten Berechtigungsschein hat, der ihn oder sie als Hochwasser-Geschädigten ausweist, kann hier einmal die Woche etwa 20 Minuten zum „Einkaufen“ kommen. Berechnet wird allerdings nur das Flaschenpfand für die mitgenommen Getränke.

„Das ist viel Geld, was wir sonst verlieren würden. Davon kaufen wir dann wieder Dinge, die wir nicht gespendet bekommen“, erzählt Philipp und zeigt auf zwei Whiteboards, über denen „Wunschzettel“-Aktion geschrieben steht. Zu Beginn des Jahres durften Betroffene aufschreiben, was sie gern hätten. Das Team im Versorgungszentrum bemüht sich seitdem, diese Wünsche zu erfüllen. Die aus Erkrath mitgebrachte Waschbecken-Armatur verschwindet direkt auf die Palette, wo gesammelt wird, was schon beschafft werden konnte.

Für Marten Wirtz ist das der beste Beweis dafür, wie die Hilfe genau dort ankommt, wo sie dringend benötigt wird. Für ihn steht fest: „Ab März, wenn die Verantwortlichen vom Helfer-Shuttle wieder loslegen, fahre ich wieder hin.“