Neandertal: Hochpfad bleibt Luftschloss
Die Kreisverwaltung hat die spektakuläre Möglichkeit, in Höhe der Baumwipfel spazieren zu gehen, vorerst aus dem Masterplan gestrichen.
Mettmann. Der Hochpfad — das zentrale Element des Förderprojekts „Erlebnis Neandertal“ — liegt auf Eis. „Das ist eine Botschaft, die mir schwerfällt, mitzuteilen“, sagte Thomas Hendele am Donnerstag.
Der Landrat informierte die Öffentlichkeit darüber, dass der Neanderhochpfad — er soll einmal den Haltepunkt der Regiobahn mit der Fundstelle verbinden — vorerst nicht realisiert wird.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, bemühte Hendele ein Sprichwort, um zu versichern, „dass wir an der faszinierenden Idee des Hochpfads festhalten“. Stattdessen schlägt der Kreis für das „Erlebnis Neandertal“ ein touristisches Zwei-Türme-Konzept als Ersatz vor, das bis 11. Januar dem Land vorgelegt werden muss.
Finanzielle und zeitliche Gründe führt der Kreis an, warum der Pfad über den Baumwipfeln nicht realisiert werden kann. Weil der Pfad deutlich teurer werde als ursprünglich erwartet, müsse dieser Teilbereich europaweit ausgeschrieben werden. Das nehme so viel Zeit in Anspruch, dass die Arbeiten nicht im Projektzeitfenster umgesetzt und abgerechnet werden können.
„Halten wir diese Vorgaben nicht ein, gefährden wir alle anderen Maßnahmen“, sagte Hendele. Dies sind der Panorama-Aufzug vom Bahnhof Neandertal zum Museum, das Info-Center und die Aufwertung des Museumsumfeldes.
Rund sechs Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt gewesen. 4,8 Millionen Euro davon fördert das Land. Alleine der Hochpfad sollte 2,3 Millionen Euro kosten. Konkrete Berechnungen haben nun ergeben, dass mindestens 5,3 Millionen Euro nötig würden.
Verschiedene Gründe haben laut Hendele zu dieser Entwicklung geführt: höhere Stahlpreise und ein erheblich höherer, konstruktiver Aufwand. Auch aus ökologischen Aspekten sei die Zahl der Pfeiler von 16 auf neun reduziert worden, was zu einer aufwendigen Hängekonstruktion geführt habe.
Der Wegfall des Neanderhochpfads muss kompensiert werden, um die Bezuschussung des touristischen Förderprojekts nicht grundsätzlich zu gefährden.
Daher wurde auf die Schnelle ein Plan B gestrickt, den Kreis und Stiftungsrat des Neanderthal Museums am Montag bereits im Ministerium vorgestellt haben. Er sieht ein Zwei-Türme-Konzept am S-Bahnhof und an der Fundstelle des Neandertalers vor — „zwei spektakuläre 30 Meter hohe Landmarken“.
Als im wahrsten Wortsinne Höhepunkt ist das Pfeilerbauwerk an der Fundstelle geplant. Diese soll multimedial und in 3 D inszeniert werden.
Durch sogenannte „Neanderviewer“ — mobile audio-visuelle Abspielgeräte — soll die Talgeschichte erlebbar werden, „und sogar Mammuts an der Handkante können beobachtet werden“, skizziert Gerd-Christian Weniger, Leiter des Neanderthal Museums, die Vorstellungen. So soll auch die nicht mehr vorhandene Feldhofer Grotte in 20 Meter Höhe multimedial wieder aufleben.
Finanziell verändert sich der Rahmen nicht. „Da sind wir vom Land gedeckelt“, sagte Planungsamtsmitarbeiter Georg Görtz. Das Land muss das neue Konzept jedoch noch absegnen. „Die ersten Reaktionen waren positiv“, sagte Dezernentin Ulrike Haase.
Für die Politik bedeutete das gestern einen wahren Sitzungsmarathon mit Ausschuss für Umwelt, Landschaft und Naturschutz, Bau- und Planungsausschuss, Fraktionssitzungen, Kreisausschuss und anschließend Kreistag. „Aber wir stehen unter Zeitdruck“, betonte Hendele.