Ein Brettspiel gegen Straftaten
Kinder und Jugendliche sollen mit „Respekt“ lernen, verantwortungsvoll zu handeln.
Mettmann. „Es gibt Kinder, denen fehlt einfach eine bestimmte Grunddisziplin. Diese Kinder kommen in die Schule und sind bis dahin noch gar nicht erzogen worden. Ich habe die Befürchtung, dass sie einmal unsere Kunden werden könnten. Und das finde ich schlimm“, sagt Thomas Decken (47).
Der Polizeioberrat hat deshalb mit seiner Kollegin Judith Freimann (33) ein Spiel mit dem Namen „Respekt“ entwickelt. Der Schubi-Verlag hat das Spiel jetzt in Deutschland und in der Schweiz auf den Markt gebracht.
Das Brettspiel soll Kinder frühzeitig sensibilisieren, Gefahren und Straftaten zu erkennen. Und es soll ihre Zivilcourage fördern. „Kinder müssen heutzutage sehr früh lernen, nein zu sagen“, sagt Decken.
Der Vater eines 23-jährigen Sohnes ist seit vielen Jahren ehrenamtlich für die katholische Kirche in der Kinder- und Jugendarbeit tätig.
Aber auch als Polizist hat Decken immer wieder festgestellt, „dass Kinder im Alltag mit Situationen konfrontiert werden, in denen sie illegale Verhaltensweisen beobachten, oder selbst zu illegalen Handlungen aufgefordert werden“. Das reicht vom Umgang mit Zigaretten und Alkohol bis hin zu illegalen Raubkopien oder Abzocke.
Bei „Respekt“ müssen die Mitspieler auf einem Spielfeld, das eine Stadt darstellt, Figuren wie beim Mensch-Ärger-Dich-Nicht bewegen und Fragen aus vier Kategorien (Respekt, Wissen, Mut und Freundschaft) beantworten. Ihnen werden lebensnahe Situationen geschildert und sie werden direkt zum Handeln aufgefordert, etwa wenn auf einer Party ein Gast anderen Drogen anbietet.
Sie müssen entscheiden, welche der jeweils drei vorgegeben Lösungen die beste ist, die dann auch die meisten Punkte einbringt. Am Ende siegt der Spieler mit den meisten Punkten, der schließlich auch die größte soziale Kompetenz bewiesen hat.
Polizeioberrat Decken hatte vor fünf Jahren die Idee, das kriminalpräventive Spiel für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Er erzählte davon seiner jungen Kollegin. Die war begeistert und machte die Entwicklung des Spiels mit einigen Kommilitonen zu ihrer Seminararbeit an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Duisburg — und bekam dafür die Note „sehr gut“.
Fünf Jahre lang tüfftelten die beiden Polizisten in ihrer Freizeit, bis ihre Ideen spielreif wurden. „Die Urform war so komplex, die konnte man gar nicht spielen“, sagt Decken. Dann schrieb er 80 Verlage an. Aber niemand wollte das Spiel haben. Doch auf der Fachmesse Didacta in Köln wurde der Schweizer Schubi-Verlag auf „Respekt“ aufmerksam.
„Der Verlag attestierte uns, dass unser Spiel spielbar ist und die Inhalte interessant verpackt sind“, sagt der Polizeioberrat. Die Schweizer sorgten dann für den pädagogischen Feinschliff und lassen das Spiel nun in Ravensburg produzieren. Bei Testspielen staunten viele Erwachsene, dass sie Neues aus der Lebenswirklichkeit ihrer Kinder erfuhren. Decken: „Denn wir sind schon sehr nah dran.“