Babypaket kommt gut an

Nahezu alle Eltern schätzen das Begrüßungspaket der Stadt und den Besuch des Jugendamts.

Ratingen. Wenn ein Mitarbeiter des Jugendamtes an der Wohnungstür klingelt, bedeutet das oft nichts Gutes: Entweder ist das Kind verhaltensauffällig oder es besteht der Verdacht der Verwahrlosung. In 628 Fällen löste im vergangenen Jahr der Besuch vom Amt allerdings auch große Freude aus.

Denn der Sozialarbeiter, der bei frischgebackenen Eltern vor der Tür stand, hatte nicht nur einen dicken Ordner voller praktischer Informationen, eine DVD und einen Kalender dabei, sondern auch ein Bilderbuch als Geschenk für den neuen Erdenbürger. Das städtische Babybegrüßungsprojekt „Wie schön, dass du geboren bist“ mit dem Elternbegleitbuch entwickelte sich zum Erfolgsmodell, wie die Jahresbilanz 2011 zeigt.

Insgesamt gratulierte der Bürgermeister 692 Eltern zur Geburt ihres neugeborenen Kindes und kündigte dabei den Besuch eines Sozialarbeiters an. Von diesen Familien sagten 49 den Besuch vorab telefonisch ab — meistens, weil ein Geschwisterkind geboren wurde und man das Elternbegleitbuch nicht ein zweites Mal brauchte.

Lediglich 15 Familien lehnten den Kontakt völlig ab, indem sie auch beim zweiten angemeldeten Besuchsversuch nicht zu Hause waren. Die Zahl dieser „Totalverweigerer“ ist seit Jahren rückläufig und jetzt mit 2,3 Prozent auf einem Tiefpunkt.

Die anfänglich noch weit verbreitete Skepsis ist gewichen: „Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass der Besuch reiner Service und keine Kontrolle ist“, sagt Abteilungsleiter Holger Waltersdorf.

Die Zahl der erfolgreichen Hausbesuche steigt deshalb vor Jahr zu Jahr auf die beachtliche Quote von 97,7 Prozent. Und selbst wenn man die telefonischen Absagen abzieht, bleibt eine Erfolgsquote von 91 Prozent, „was für eine hohe Akzeptanz der Hausbesuche spricht“, schreibt Jugendamtsmitarbeiterin Barbara Sorgnitt in der Bilanz.

Interessant ist dabei der Blick auf die verschiedenen Jugendamtsbezirke im Stadtgebiet. Aufgeteilt auf elf Bezirke ergibt sich ein Schnitt von fast 63 Familien pro Bezirk. Deutlich darüber liegen die Bezirke Mitte, Schwarzbach, Ost, Eggerscheidt, Lintorf und Breitscheid.

In Homberg und Hösel leben dagegen deutlich unterdurchschnittlich viele Familien mit Neugeborenen: Die beiden Stadtteile waren mit einem Anteil von gut zwölf Prozent die Schlusslichter bei den Babybegrüßungsbesuchen. Mehr als ein Drittel aller Neugeborenen lebte in Mitte und Ost, knapp ein Drittel in West und Tiefenbroich, mehr als jedes Fünfte in Lintorf und Breitscheid.

Die Akzeptanz der Begrüßungsbesuche ist übrigens in Mitte, Ost, Tiefenbroich und West am höchsten, in Lintorf und Breitscheid lag sie minimal, in Homberg und Hösel deutlich unter dem Durchschnitt. Jede dritte Familie nutzte den Besuch des Sozialarbeiters für Fragen rund ums Thema „Leben mit Kindern“ — es ging um Spielgruppen, Kontaktmöglichkeiten, Unterhaltszahlungen, Herausforderungen von Alleinerziehenden und Erziehungsfragen.

In 13 Familien konnte der Besuch vom Jugendamt gleich konkrete Wirkung zeigen, als Bedarf einer ambulanten Erziehungshilfe festgestellt und umgesetzt wurde.