Gerhardstraße: Haltestellen-Umbau stockt

Ein Hochvoltkabel unter dem Bahnsteig Gerhardstraße behindert die Modernisierung.

Ratingen. Neue Bahnsteige, ein neues Gleisbett, eine neue Haltestelle, allesamt barrierefrei. An der Linie 712 hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Die Anwohner waren es schon fast leid und hielten die Bauarbeiten nur aus, weil sie wussten, dass danach alles besser und angenehmer sein sollte.

Alles? Mitnichten. Zwar hat die Rheinbahn ordentlich in den Ausbau der Trasse investiert. Aber an einer Stelle hakt es gewaltig: an der Haltestelle Gerhardstraße. Sie ist auch ein Jahr nach den Modernisierungsarbeiten immer noch nicht barrierefrei, wie es an den anderen Haltepunkten der Fall ist.

Die CDU-Fraktion hat das schon auf der Agenda und vergangene Woche den Bürgermeister angeschrieben. Er solle sich doch dafür einsetzen, dass die Rheinbahn und die Stadtwerke sich endlich einigen, damit die Haltestelle weiter ausgebaut und der provisorische Blechunterstand gegen ein modernes Haltestellenhäuschen mit Sitzgelegenheit ausgetauscht wird.

Die Rheinbahn zeigt sich auf WZ-Anfrage hilflos: „Wir können da nicht viel machen“, sagt Sprecher Eckhard Lander. Das Problem sei eine Hochvoltleitung im Boden des Bahnsteigs, die von den Stadtwerken Ratingen im Zuge von Modernisierungsarbeiten verlegt worden ist. „Und die Stadtwerke müssen jederzeit an diese Leitung ran. Deshalb können sie da kein Fundament für ein Häuschen gießen“, erklärt er.

Doch wie kann es dazu kommen, dass eine Leitung genau dort verlegt wird, wo eigentlich ein Haltestellenhäuschen entstehen soll? „Das können wir auch nicht beantworten. Aber der Bau ist ja von Behördenseite so genehmigt worden“, sagt Lander.

Die Stadtwerke bestätigen, dass es sich um „eine sehr wichtige Leitung handelt“, wie Geschäftsführer Friedrich Schnadt am Dienstag auf WZ-Anfrage mitteilt. „Wenn die Leitung nicht da wäre, würden die Häuser drumherum keinen Strom haben“, sagt er.

Wie es zu dem Missverständnis mit der Rheinbahn kommen konnte, ob es sich um ein Abstimmungsproblem im Vorfeld der Bauarbeiten handelt, kann er nicht beantworten. „Das weiß ich nicht“, sagt er und fügt spekulierend hinzu: „Vielleicht hatte die Rheinbahn ja gar nicht im Vorfeld vorgehabt, dort ein Häuschen zu bauen und das erst im Nachhinein entschieden.“

Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Denn laut Rheinbahn liegt der Genehmigungsplan vor, und darin ist sowohl die Leitung als auch das Häuschen vorgesehen.

Die Stadt jedenfalls kann in der Posse wenig ausrichten. Genehmigungsbehörde ist sie nicht. „Das ist die Bezirksregierung“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Elschenbroich. „Wir sind eher in einer Mittlerfunktion, damit es da noch eine Lösung geben wird.“

Carsten Knoch aus dem Vermessungsamt fügt hinzu: „Die Stadt war lediglich an dem Genehmigungsverfahren beteiligt.“ Die Verwaltung habe auch die Baupläne gesehen und darauf aufmerksam gemacht, dass das Haltestellenhäuschen auf einem Grundstück der Stadtwerke steht.

Bei der Bezirksregierung sind die Verantwortlichen gelassen. „Ja, wir haben die Strecke als Ganzes genehmigt. Und damit auch den Bahnsteig mit dem Haltehäuschen“, sagt Sprecher Bernd Hamacher, „aber ob das Häuschen im Detail nun einen Meter vor der Stromleitung gebaut wird oder einen Meter dahinter, das ist Sache der Stadt und der Rheinbahn.“

Hamacher hat aber noch einen Tipp: „Sollen die beiden sich doch auf ein kleineres, schmaleres Häuschen einigen. Das passt dann mit der Leitung. Und wir als Bezirksregierung hätten dagegen auch keine Einwände.“