Beim Baumkauf gehen auch Sonderwünsche in Erfüllung

Ob zwei Spitzen, unten luftig oder von wuchtigem Wuchs: Viele Kunden suchen den speziellen Baum fürs Fest.

Ratingen. Lieber dicht und kugelig oder eher schmal und hoch? Julia Brinkmann und Patrick Schultz können sich nicht entscheiden und mustern die beiden Tannenbäume, die Josef Schuba hält, von allen Seiten. „Der ist unten viel luftiger, sonst liegen ja die Kugeln auf den Zweigen auf“, sagt die junge Frau. Ihrem Partner gefällt der „wuchtige“ Baum besser. Einig sind sie sich nur bei der Größe: eineinhalb Meter reichen.

„Wir stellen ihn in dieser Woche schon auf und schmücken ihn auch — sonst haben wir gar nichts davon“, verraten die beiden. Denn über die Feiertage sind sie verreist.

Josef Schuba wundert sich nicht. Der Christbaumverkäufer ist Ungewöhnliches gewöhnt: „Im vergangenen Jahr kam einer, der wollte einen Baum mit zwei Spitzen.“ Zufällig war ein solches Exemplar da — von allen anderen verschmäht.

Seit dem Nikolaustag bietet Schuba auf dem Parkplatz neben „Kaiser’s“ in Lintorf die Bäume an: vor allem Nordmanntannen und Blaufichten. Die Bäume stammen aus dem Sauerland — „aus eigenem Anbau“, betont Schuba. In den nächsten Tagen hilft auch sein Chef beim Verkaufen mit. „Am Wochenende wird es richtig rundgehen“, weiß Schuba aus Erfahrung.

„Ich kaufe lieber heute schon einen. Jetzt ist die Auswahl noch groß“, sagt Jörg Harz, der musternd durch die Reihen der aufgestellten Bäume geht. Bislang hat er den Wunschbaum noch nicht gefunden. „Dunkelgrün, breit, dicht gewachsen, 2,70 Meter hoch — wir sind da schon etwas verwöhnt“, sagt er.

Andere Kunden sind unkomplizierter. „Einen für 35 Euro“, lautet die Preisvorgabe eines älteren Herrn, dem Josef Schuba eine Auswahl zeigt. Er selbst hat sich seinen Baum schon reserviert. „Den hole ich kurz vor dem Fest.“ Hauptberuflich arbeitet Schuba in einer Metallgießerei, für den Tannenbaumverkauf hat er seinen Jahresurlaub genommen. „Ich mag diese Arbeit an der frischen Luft.“ Und das Geld könne er auch gut gebrauchen — wegen der Hypothek fürs Haus.

„Ältere Leute nehmen immer noch gerne die normale Fichte, auch wenn sie stark nadelt und piekst. Dafür duftet sie so gut.“ Winfried Neumann von den Gräflich Spee’schen Forstbetrieben hat die aus der Mode gekommenen Bäume immer noch im Angebot. Aber natürlich seien die „Nordmänner“ am beliebtesten — wegen der weichen Nadeln.

Seit fast 30 Jahren verkauft Neumann auf einem Waldparkplatz an der Mülheimer Straße — direkt neben einer Tannenschonung. „Die brauchen noch vier, fünf Jahre“, sagt er mit Blick auf die Mini-Bäumchen. Tannenbaum-Verkauf ist kein schnelles Geschäft: Ein mittelgroßer Baum wächst gut zehn Jahre lang.