Collie will Karriere als Dackel machen

Beim Hunde-Casting für die Rolle des „Wasti“ im „Räuber Hotzenplotz“ gaben die Vierbeiner alles.

Ratingen. Bennet (5) kann eigentlich alles. Er rennt, springt und hebt auf Kommando sogar das Bein. Bloß böse gucken kann der fünfjährige Sheltie-Rüde nicht. Bislang jedenfalls. „Aber das lernt er auch noch“, ist sich seine Besitzerin Lucie Marquardt sicher. Schließlich hat die 24-Jährige dem kleinen Liebling auch mal beigebracht, wie Reißverschlüsse von Jacken zu öffnen sind. Mit einem guten Dutzend weiterer Vierbeiner ging es für Bennet beim tierischen Casting aber zunächst bloß darum, erstens den Räuber Hotzenplotz zu jagen, zweitens in Witwe Schlotterbecks Motorrad-Beiwagen mitzufahren und an der Seite Oberwachtmeisters Dimpfelmosers eine gute Figur zu machen.

TanjaBockelkamp, Produktionsassistentin

„Im Original ist es ein Dackel“, sagt Tanja Bockelkamp, „Hotzenplotz“-Produktionsassistentin. „Wir hätten am liebsten das Stockmaß ,kniehoch’, die Hunderasse spielt keine Rolle.“ Schön wäre es, wenn der Dackel-Darsteller„witzig“ aussähe. Schließlich geht es ja um eine Theaterproduktion. Vor ein paar Jahren hatte ein gewisser „Tino“ die Rolle besagten Wasti „vorbildlich gespielt“. Inzwischen allerdings hat Tino sich vom schillernden Schauspielerleben zurück gezogen und genießt sein Dasein als Pensionär. Es wird also sozusagen Tinos Enkel gesucht.

Mehr als 40 Anmeldungen gingen bei Tanja Bockelkamp ein, „aber da mussten wir aussieben“. Zum Casting stellten sich unter anderem Pinscher, Beagle und Colli sowie gemischtes Durcheinander vor. Darunter befand sich auch einen Kandidat, der so „schön ausschaut, dass er sicher bald von einer Büchse Hundefutter herunter lächelt“, wie Tanja Bockelkamp prognostizierte. Mangels darstellerischem Talents kam er als Wasti aber nicht in Frage.

„Die Chemie muss stimmen“, erklärte Jan Philip Hilger, der im Stück das Krokodil spielt, in das der bedauernswerte Wasti verwandelt wird. Hilger hatte schon einige tierische Partner, vom Pferd bis Schaf war alles dabei und vor Hunden hat er schon gar keine Angst. Anders Räuber Hotzenplotz. Mit lauten „uhhhhs“ oder „aaaas“ wurde Darsteller Robert Heinle über die grüne Wiese gejagt und kam mächtig ins Schnaufen - schließlich musste er sich von den diversen Vierbeinern im kompletten Kostüm jagen lassen.Dalmatiner

„Enno“ etwa heizte dem Bösewicht mächtig ein. Laut kläffend rannte das 35-Kilo-Paket hinter des Räubers Hosenzipfel her. 18 Monate ist das Riesenbaby - und mächtig talentiert. Dass er so viel kann, liegt vielleicht auch daran, dass Besitzerin Karin Engstler Tiertrainerin ist. Aber auch Mitbewerber wie Ronja, Pride und Izzy hatten einiges auf dem Kasten. Brav stiefelten sie an der langen Leine des Oberwachtmeisters Dimpfelmosers (Andreas Richter) oder sprangen wie Süßgesicht Bennet ohne Aufforderung in den quietschpinken Beiwagen der Witwe (Victoria Wiese).

Wer das Rennen um Applaus und die Extraportion Leckerlis macht, ist noch vollkommen offen. „Das ist Chefsache“, verwies Tanja Bockelkamp auf Regisseur Ralph Reiniger. Er entscheidet am Wochenende.