Erster Zivi-Ersatz ist da — weitere werden gesucht

Weil der Bedarf an Mitarbeitern bei den sozialen Einrichtungen groß ist, bietet das Rote Kreuz eine spezielle Beratung an.

Ratingen. „Unser Bufdi.“ Sebastian Weingart zuckt ein bisschen zusammen, als Erhard Raßloff, Leiter des Ratinger Sozialamtes und zweiter Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Ratingen ihn so vorstellt. „Bufdi“ — das klingt irgendwie nicht so gut wie „Zivi“.

Aber der Begriff, der dahinter steckt, ist genauso wichtig und seriös: Sebastian Weingart ist der erste Bundesfreiwillige, der beim Ratinger DRK seinen Dienst angetreten hat. Nun fährt er Behinderte von A nach B, bis er im nächsten Jahr seine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik antreten kann. Seine Motivation: „Die Zeit überbrücken — und natürlich auch, dieses soziale Engagement im Lebenslauf zu haben.“

Nach dem Wegfall der Zivildienstleistenden ist der Bedarf an Mitarbeitern bei den sozialen Einrichtungen hoch. Erhard Raßloff: „Wir haben die Ratinger Freiwilligenbörse um den Bundesfreiwilligendienst erweitert. Jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr können sich Interessierte nun im SKF-Haus in der Düsseldorfer Straße 40 beraten lassen.“

Es läuft schleppend an — was auch nicht zuletzt daran liegt, dass die Änderung zwar lange erwartet war, dann aber doch sehr schnell kam. Dietmar Keppler vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben: „Hier wurde vieles mit der heißen Nadel gestrickt. Die sozialen Einrichtungen verfügen teilweise nicht über das technische Equipment, um sich online in die Liste der suchenden Stellen einzutragen. Und die Menschen, die vielleicht interessiert wären, wissen oft nicht, an wen sie sich wenden sollen.“

Deshalb jetzt auch das neue Beratungsangebot. „Eins muss man klar sagen: Wer den Bundesfreiwilligendienst leisten will, um Geld zu verdienen, ist hier falsch“, sagt Dietmar Keppler. „Die Motivation sollte eher sein, eine Wartezeit zu überbrücken, schon mal in den späteren Ausbildungsberuf hinein zu schnuppern oder einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu finden, zum Beispiel nach einiger Zeit als Hausfrau.“

Andererseits gibt es deutlich mehr Menschen, die nun für solch einen Dienst in Frage kommen — eine Altersgrenze oder eine Einschränkung beim Geschlecht gibt es nämlich nicht mehr. Und auch Menschen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft dürfen als Bundesfreiwillige arbeiten. Erhard Raßloff: „Wir können sagen, wir sind der perfekte Arbeitgeber für Jopi Heesters: Er ist über 100 und Holländer — damit könnte er sich problemlos für den Bundesfreiwilligendienst bewerben."