Gummi macht die Schienen leiser
Am Düsseldorfer Platz werden außerdem vor Weichen erstmals Schmieranlagen gegen das laute Quietschen der Bahnen installiert.
Ratingen. Im Vorfeld der Erneuerung des Düsseldorfer Platzes nahm dieses Thema breiten Raum für Diskussionen und sogar juristische Streitereien ein: der Lärmschutz der Anwohner. Bekanntlich werden die Schienen auf dem Platz und auf der Düsseldorfer Straße um ein paar Meter verlegt. Das sorgte für Kritik der Anwohner. Das Ergebnis vieler Gespräche und eines Lärmschutzgutachtens kann man derzeit auf der Baustelle besichtigen: Die Schienen werden in einem speziellen Gummibett gelagert. Rheinbahn-Projektleiter Jörg Heinecke berichtete auch über eine Premiere, die es ab Ende September — dann soll alles fertig sein — zu bestaunen gibt.
Derzeit wird an allen Ecken und Enden auf der Großbaustelle gearbeitet. Immerhin ist auf dem Düsseldorfer Platz bereits der Bahnsteig zu sehen: Die Schienen sind verlegt, eine Bahnsteigkante ist fertig. Die Anschlüsse der Gleise fehlen noch — und das ist eine gute Gelegenheit, den Aufbau der Flüster-Schienen zu betrachten. Heinecke weist auf die Gummi ähnliche „Einlage“ aus Kunststoff, in der die stählernen Schienen gebettet werden. Damit nicht genug: Zu beiden Seiten der Schienen sorgen mehrere Zentimeter dicke Kunststoffblöcke, sogenannte Kammerfüllelemente, dafür, dass der Abschluss zur Beton- oder Asphaltdecke nicht reißt: Denn die Konstruktion ist etwas beweglich, die Schienen können sich bis zu 1,5 Millimeter senken. Die leichte Bewegung sorgt auch dafür, dass der „Körperschal entkoppelt“ wird, wie Fachleute das bezeichnen. Wie hoch der Grad der Lärmminderung in der Praxis ist, wird dann der Alltag zeigen. Heinecke kennt die Beschwerden nach dem Ende von Bauarbeiten: Da man meist auch die Asphaltdecke erneuere, seien Geräusche durch Fahrzeuge leiser — umso lauter empfinden Anwohner dann den Lärmteppich der Bahnen.
Lärm ist übrigens nicht gleich Lärm, weiß Heinecke. „Am schlimmsten ist der Körperschall.“ Der macht sich durch Rumpeln bemerkbar und lässt bei den Anwohnern schon mal die Gläser in den Schränken tanzen. Diesem Körperschall geht es mit der Spezialkonstruktion an den Kragen. Was der gemeine Bürger draußen hört, werde durch die Luft übertragen: Es ist das bekannte Kreischen und Quietschen — besonders, wenn es für die Bahnen in die Kurven oder über Weichen geht.
Der gemeine Heimwerker kennt das: Wenn’s irgendwo quietscht, muss geschmiert werden. Genau das macht künftig auch die Rheinbahn: Erstmals, so Heinecke, werden in Ratingen drei Schienenschmieranlagen eingesetzt. Vor zwei der insgesamt vier Ratinger Weichen, zu beiden Seiten des Platzes, und vor einer Kurve, gibt eine Automatik per Druckleitung ein wenig Spezialfett auf die Gleise, damit es die Bahnen „wie geschmiert“ durch die engen Kurven schaffen.
Anwohner und Bürger dürfen also gespannt sein, ob das wirklich so funktioniert, wie man sich das bei der Rheinbahn so vorstellt. Es ist ja immerhin eine Premiere. Auch die beiden inneren Weichen werden für die Dumeklemmer besonders konstruiert: Die Weichen liegen auf einer Masseplatte, die wiederum mit einer elastischen Schicht auf der Betonplatte liegt. Auch das soll den Lärm beim Einfahren mindern. Heinecke freut sich auf den Bau: „Eine echte Ingenieursarbeit.“