Info-Panne um GSG 9-Training
Die Anti-Terroreinheit übte im abbruchreifen Ratinger Rathaus. Der Bürgermeister will nichts gewusst haben.
Ratingen. Wo früher Sachbearbeiter über Akten gebrütet haben, huschten jetzt schwarz vermummte Gestalten durch die Gänge, schossen im Ratssaal um sich, warfen Blendgranaten:
Das abrissreife Ratinger Rathaus war Testgelände für die GSG 9, die Anti-Terroreinheit der Bundespolizei.
Dass die Elitetruppe im alten Rathaus eine Übung durchführt, hatte sich aber offenbar nicht bis in die Verwaltungsspitze herumgesprochen. Erst nachdem Passanten wegen des martialischen Treibens in dem inzwischen eingezäunten Gebäude irritiert waren, erfuhr Bürgermeister Harald Birkenkamp davon und schritt ein: „Ich war richtig sauer und habe das sofort unterbunden.“
Als die GSG 9 tags darauf wieder zugange war, habe er sie nach Hause geschickt. „Ich habe dafür keine Genehmigung erteilt“, sagte Birkenkamp.
Laut Birkenkamp hat es im Vorfeld zwar die Information gegeben, dass das Abbruchunternehmen der GSG 9 den Keller des Rathauses zum Training überlasse — konkrete Zeitpläne lagen ihm aber wohl nicht vor.
Eine solche Übung „mitten in der Stadt“ hätte aber abgesprochen werden müssen. „Ich wollte verhindern, dass Panik ausbricht, wenn schwer bewaffnete Männer herumlaufen und geschossen wird“, sagte Birkenkamp. Zumal am Donnerstag beim Markttag viele Passanten am Rathaus vorbeikämen.
Der Sprecher der Bundespolizei, Gero von Vegesack, sagte, ein Mitarbeiter der Stadt und das Abbruchunternehmen seien am 6. Februar informiert worden. Außerdem gebe es eine schriftliche Haftungserklärung, dass der Bundespolizei „vom 10. bis 13. Februar“ für taktische Fortbildung das Rathaus zur Verfügung gestellt wird. Die Kreispolizei sei am 7. Februar ebenfalls informiert worden.