Kopfschmuck für Liebhaber - Hutgeschäft

Als einziges seiner Art hat sich das Hutgeschäft von Renate Schmidt seit mehr als 40 Jahren in der Stadt gehalten.

Ratingen. Früher gingen Mann und Frau ohne ihn auf dem Kopf erst gar nicht aus dem Haus: Hüte gehörten zur Standardausrüstung und waren Pflichtbestandteil einer jeden Garderobe. Heute ist das anders. Hüte sind nur noch selten auf den Köpfen zu sehen.

Aber es gibt sie noch — Hutliebhaber. Sie werden in Ratingen bei Renate Schmidt fündig. Und das seit mittlerweile mehr als 40 Jahren. So lange hält sich das kleine Hutgeschäft nun schon. „Früher gab es deutlich mehr Hutgeschäfte in Ratingen. Alle haben aufgehört. Wir haben uns irgendwie durchsetzen können und weitergemacht“, sagt Renate Schmidt (68).

1968 machte sie sich als 24-Jährige selbstständig. Sie übernahm ein Hutgeschäft, das seinen Sitz an der Lintorfer Straße hatte. Dann musste sie einen neuen Standort suchen, weil sie nicht in dem Gebäude bleiben konnte. „Es sollte restauriert werden, der Mietvertrag wurde 1987 aufgelöst. Und dann bin ich in den Arkadenhof gezogen“, erzählt sie. Zwischenzeitlich sei sie aber noch mit ihrem Mann Wilhelm Wolfgarten, der ebenfalls im Laden mitarbeitet, ein Jahr mit einem Reisemobil durch „die Lande getourt“. „Wir wollten eine kleine Auszeit haben und noch einmal überlegen, ob wir das mit dem Hutgeschäft weitermachen wollen“, sagt sie.

Beide wollten es. Und kaum hatten sie ihren Hutladen 1990 wieder eröffnet, herrschte bereits geschäftiges Treiben im Laden. „Viele der alten Kunden kamen wieder und haben sich erst mal wieder mit Hüten und Mützen eingedeckt. Andere brachten ihre Hüte zur Aufpolsterung oder Reparatur“, sagt Schmidt. Denn auch das gehört zum Angebot. Als gelernte Modistin verkauft Schmidt nicht nur die Kopfbedeckungen, sondern kann sie auch wieder auf Vordermann bringen, sollten sie in die Jahre gekommen sein. „Auch wenn der Hut zu eng oder zu weit geworden ist, können wir ihn hier vor Ort anpassen“, sagt sie.

Dass Schmidt so viele Jahre ihren Laden in der Stadt halten konnte, verdankt sie ihrer Stammkundschaft. „Es ist natürlich wichtig, die zu haben. Aber als Händler muss man sich auch um sie kümmern“, sagt sie. Das Wichtigste sei, zu den Kunden ehrlich und aufrichtig zu sein und „ihnen keinen Mist zu verkaufen. Die Leute merken, ob sie Qualität haben oder nicht.“

Die Stammkundschaft, die aus Freiburg, Hamburg und Berlin extra anreist, um einen Hut bei Schmidt zu kaufen, musste sie sich aber erst erarbeiten. „Gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit war es schwer“, sagt sie. Sechs Jahre habe sie gebraucht, bis sie sich etabliert hatte. „Das ist eine lange Zeit. Die haben viele Einzelhändler, die ein Geschäft heute eröffnen, nicht. Sie wollen schnell viel verdienen, weil ihre Ansprüche so hoch sind. Das geht natürlich nicht. Am Anfang muss man bescheiden sein“, sagt sie.

So erkläre sie sich auch, warum viele Händler sich nur ein halbes Jahr halten und dann wieder schließen. „Viele von ihnen haben unrealistische Vorstellungen und leben über ihre Verhältnisse.“ Sie und ihr Mann hätten sich den Einkommensverhältnissen eben angepasst. „Dann klappt das auch mit einem Laden wie unserem“, sagt sie, betont aber auch: „Wir haben eben auch eine Nische gefunden, die nicht mehr so oft bedient wird.“