Neue Ausstellung erklärt die Macht der Mode

Im Museum Cromford geht es um Kleidung aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Egal wie schön die Kleider, Hüte oder Anzüge sind — irgendwie haben sie bei den Ausstellungen im Industriemuseum Cromford immer etwas mit Krieg zu tun. So auch diesmal. Morgen beginnt die Schau, die „Die Macht der Mode“ heißt und Kleidung und Attitude als Spiegel gesellschaftlichen und damit politischen Wandels zeigt. Und so lautet der Untertitel: „Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“.

Anfang des 20. Jahrhunderts scheinen, wenn man der ersten Gedankenverbindung nachgibt, die Frauen unablässig im Charlestonkleid durch die Salons gewippt zu sein, während die Herren im Stresemann — dem schwarzen Anzug mit gestreifter Hose — eine gediegene Begleitung abgaben. Das gab es natürlich auch, und das kann man anhand wunderbarer Exponate ausgiebig studieren. Doch Gesellschaftsanzüge und perlenbestickte Hängerchen waren selbst in finanziell potenten Kreisen nicht Ganztags-Gewänder.

„Eine nie gekannte Modernisierung aller Lebensbereiche hielt die Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg in Atem“, erklärt das Museum. Und weiter: „Straßenbahnen, Automobile und Fahrräder versprachen eine neue Form der Mobilität, die aus den Vorstädten und vom Land in die neuen urbanen Zentren der Städte führte“.

Also gab es für Frauen zwar bauschige, aber immerhin Hosen, die sie nach der Radtour mit einem zünftigen Rock zu verhüllen hatten. Damen mit ausladenden Hüten, die mit langer Nadel in den Hochsteckfrisuren befestigt wurden, durften diese Gebilde in der Tram nicht mehr tragen, weil die Gefahr für die Mitreisenden zu groß war.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kleidung zweckmäßiger, sachlicher und ließ immer mehr Bewegungsfreiheit zu. Der Krieg mit seinen starken Einschränkungen und der großen Kleidernot hat daran wenig geändert, die Macht der Mode war stärker: Sie fand neue Formen für einen vereinfachten Kleidungsstil, der sich den Anforderungen des modernen Lebens anpasste. Und so mauserte sich das kleine kurze Charlestonkleid zu einem modischen Teil, ohne dass es in den passenden Kreisen nicht mehr ging. Die Alltagsversion war dann ein simples Kleid aus einfacheren Stoffen. Mit mehr als 130 Originalkostümen und Accessoires sowie zahlreichen Fotografien zeigt die von Claudia Gottfried und Christiane Syré kuratierte Ausstellung, wie Mode und Kleidung in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen reagierten.

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