Radrennen versperrt Pflegedienst den Weg

In Ratingen überwiegt Kritik an „Race am Rhein“. Publikum fand sich an der Strecke kaum ein.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Das Radrennen Race am Rhein, das am Sonntag auch durch Ratingen führte, fand fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Im Laufe der Veranstaltung fanden sich nur wenige Zuschauer ein — ein gewohntes Bild in Ratingen, das man bereits von den bekannten Triathlon-Veranstaltungen kennt. Viele von den rigorosen Absperrungen betroffene Dumeklemmer äußerten sich in den sozialen Medien wie Facebook überwiegend kritisch. Ein Pflegedienst beklagte gar, dass man pflegbedürftige Patienten nicht erreichen konnte. Wie berichtet, war fast der komplette Süden der Stadt vom Verkehr abgeschnitten. Olaf Krieger von Krankenpflege Vitalis gestern : „Leider wurden meine Mitarbeiter am Sonntag an ihrem Einsatz in dem gesperrten Gebiet gehindert — mit dem Hinweis eines Polizisten ,Tja, da haben Sie Pech gehabt’.“

OlafKrieger, Krankenpflege Vitalis

Krieger betont: „Wir sind dort nicht spazieren gefahren, sondern waren im Einsatz zu hilfsbedürftigen Patienten, die wir auch zu Fuß nicht hätten erreichen können.“ Was Krieger besonders ärgert: man sei zwischen 9 und 10 Uhr aufgehalten worden, als „weit und breit kein Fahrrrad zu sehen war“. Nur ein Pflegedienst sei durchgelassen worden, das sei ein Anwohner der Gerhardstraße gewesen. „Es ist nur einem Zufall zu verdanken, dass kein Diabetiker unter den Betroffenen war. So haben wir die Angehörigen im Stadtteil gebeten, die Versorgung zu übernehmen. Einige meiner Klienten behalten sich eine Anzeige wegen unterlassene Hilfeleistung vor.“ Betroffen seien Klienten unter anderem auf der Mettmanner Straße, Lochner-, Gerhard- und Fliednerstraße sowie im hinteren Teil des Liethenburgweges gewesen. Krieger: „Meiner Meinung nach sollten Pflegedienste ungehindert zu ihren Einsätzen durchgelassen werden.“

Krieger kritisierte auch die Info-Politik der Stadt: Von den Sperrungen habe er aus der Zeitung erfahren. Die Stadt habe „verantwortungslos und fahrlässig“ gehandelt. Am Rande der Strecke, an der Ecke Düsseldorfer Straße/Ecke Europaring, hatten sich zur Mittagszeit nur wenige Interessierte eingefunden. Siegfried Aring, ehemaliger Planungsamtschef, vermisste begleitende Aktionen, um mehr Zuschauer zu locken. In diversen Ratingen-Gruppen im Internet gab es überwiegend kritische Stimmen zum Radrennen.

Immer wieder wurden bei der Diskussion über die Sperrungen die geringen Zuschauerzahlen angeführt. Ruth Schranz schrieb: „Schlechte Planung, es sind vier Rennen mit langen Pausen dazwischen. Wieso kann man den Verkehr dazwischen nicht fahren lassen? Einen ganzen Stadtteil von der Außenwelt abzuschneiden, ist eine absolute Fehlplanung.“ Nadine Schöpfer: „Ich bin absolut genervt, denn wir wohnen auch in Ratingen Süd und kommen hier heute überhaupt nicht weg. Ich arbeite am Flughafen und bin froh, dass ich heute nicht arbeiten muss.“ Hilmar Becker: „Am Kleinen Rahm und an der Düsseldorfer Straße wurde gar nicht informiert. Und das ist ein Bereich, der ganz abgeschnitten ist.“ Auch andere Anwohner der Haarbach Höfe beklagten, dass sie keine Information bekommen hätten. Melissa Graef: „Gute Idee, aber keine gute Orga: zu große Lücken (ca. 45 Minuten warten, bis mal wieder ein Fahrer kam), keine Info an Auswärtige, dass keine Durchfahrt nach Ratingen möglich war, frustrierte Autofahrer rasen durch Tempo 30-Zonen auf der Suche nach einem Weg... Schade!“