Ratingen „Schulstart ohne Not“ hilft Bedürftigen

Ratingen. · Die Evangelische Kirchengemeinde Ratingen, Diakonie, Stiftung „Zukunftskinder“, Café Lichtblick und Bürger haben Schulmaterial für bedürftige Kinder zur Einschulung zusammengetragen.

Die Initiative zeigt die gepackten Schulranzen. Auch Brotdosen gibt es dazu.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Einschulung ist ein wichtiger Schritt für die Kinder. Für die Eltern ist sie aber auch mit erheblichen Kosten verbunden. Allein die Grundausstattung – bestehend aus Ranzen, Federmäppchen, Mappen, Farbkasten, Heften Zeichenblock und Co. – kostet etwa 200 bis 250 Euro. Hinzu kommen Schulbücher, Turnsachen und Schultüte. Geld, dass einige Eltern nicht aufbringen können.

Deshalb haben vor mehr als zehn Jahren die evangelische Kirchengemeinde Ratingen, die Diakonie und die Ratinger Tafel die Spendenaktion „Schulstart ohne Not“ ins Leben gerufen. Inzwischen beteiligt sich auch das Café Lichtblick in West daran. Ziel ist es, Kindern von Eltern mit geringem Einkommen den Start ins Schulleben wie anderen Kindern auch zu ermöglichen. Normalerweise werden zu diesem Zweck sogenannte Schulstarterkisten an verschiedenen Standorten wie in Familienbildungswerken und in Schreibwarengeschäften aufgestellt. Bürger können dann Material in die Kisten legen und spenden. Doch in Corona-Zeiten ist diesmal alles ein wenig anders. Deshalb hat die Stiftung „Zukunftskinder“ der evangelischen Gemeinde die Aktion mit Sachspenden unterstützt und der Diakonieausschuss eine Geldspende ermöglicht. Hinzu kamen Spenden von Bürgern.

Bisher wurden bereits 20 Ranzen für den Schulstart gepackt. Es gibt aber noch mehr für Nachzügler. „Einige kommen auf den letzten Drücker“, weiß Matthias Leithe, Pfarrer in Ratingen-West. Wer noch eine Erstausstattung benötigt, kann sich an Beate Akel-Ibrahim von der Diakonie am Maximilian-Kolbe-Platz in Ratingen oder im Café Lichtblick wenden.

Grundschulen versorgen
Schüler mit Nachschub

Was an Schulmaterial nach der Erstausstattung übrig bleibt, geht an drei Ratinger Grundschulen. Diese versorgen bedürftige Schüler ganz unbürokratisch im Laufe des Schuljahres mit Nachschub, nämlich dann, wenn die Hefte vollgeschrieben oder die Stifte aufgebraucht sind. Aber auch die evangelische Kirchengemeinde hat ein offenes Ohr für Probleme. „Man muss nur gut zuhören, dann erfährt man, wo das Geld fehlt“, sagt Andrea Laumen, Leiterin des Jugendzentrums an der Turmstraße. Bei älteren Schülern würde die Anschaffung von Zirkel und Geodreieck schon zur ­Herausforderung.

Und Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann weiß, dass die Kleidung für den Sportunterricht auch oft von den Eltern nicht einfach zu stemmen ist. Deshalb soll es beim Kauf von Turnschuhen diesmal Unterstützung geben. Brinkmann nennt das Beispiel eines Jungen, der angeblich zu jeder zweiten Sportstunde seine Sportsachen vergessen hatte, obwohl er ein guter Sportler war. Entsprechend schlechter fiel seine Zeugnisnote aus. Erst ein Mitschüler klärte die Lehrerin auf, dass der Bruder einmal in der Woche die Sportsachen benötige. Aus Scham hatte der Junge das verschwiegen. Damit kein Kind aus Scham den Schulstart nicht genießen kann, wird die Aktion weiter geführt, auch wenn Leithe bedauert, dass sie immer noch notwendig ist. Vorallem, da dieses Jahr viele Familien durch die Corona-Krise Einkommeneinbußen haben.