Schunkeln, lachen, bützen — die Möhnen haben das Sagen
5000 Narren lassen es auf dem Marktplatz an Altweiber ordentlich krachen. Die Damen stürmen das Bürgerhaus als Ersatz fürs Rathaus.
Das ist schon Karneval paradox: Draußen auf dem Marktplatz lassen es rund 5000 Jecken so richtig krachen, drinnen, im altehrwürdigen Bürgerhaus, feiert ein kleiner Kreis mit bekannten Gesichtern aus Verwaltung, Brauchtum und Wirtschaft. Da Ratingen ja bis auf Weiteres kein zu erstürmendes Rathaus hat, muss man eben aufs Bürgerhaus ausweichen.
Wollen denn die Möhnen überhaupt hinein? Nein, nicht wirklich. Denn sie feiern lieber draußen bei Sonnenschein und der Musik von Heinz Hülshoff, der in seiner unnachahmlichen Art die Menschen mitnimmt. Ganz zu Anfang der großen Party singt sogar Bürgermeister Klaus Konrad Pesch mit, Pirat mit Kinnbart, der am nächsten Dienstag einer frischen Rasur zum Opfer fallen wird.
Doch zurück zu den Möhnen, die ja das Sagen haben. Wer ins Bürgerhaus will, der braucht ein blaues Band, das er gut sichtbar am Handgelenk trägt. Diese Art Eintrittskarte gibt es unter anderem über drei Ecken, über gute Kontakte also. Und da stößt der Chronist doch glatt auf drei Damen, die dieses Band tragen. Es sind Ingrid und Marlene aus „Büttjjjjen“, das beim ersten Hinhören wie München klingt. Aber es ist „Büttjjjjen“, also Büttgen, Kreis Neuss.
Und warum feiern diese Möhnen ausgerechnet in Ratingen? „Weil Ratingen einfach Spaß macht“, sagt Ingrid. „Düsseldorf ist langweilig, zu organisiert, da kommt keine Stimmung auf.“ So urteilt Marlene, die dann auch noch ihre Freundin vorstellt. Es ist Christel — Christel Schellscheidt, die in Lintorf, „in ihrem Dorf“, zuhause ist. Sie trägt ebenfalls ein blaues Bändchen und ist auch gleich im besten Stimmungsmodus. Da wird geschunkelt, gelacht, da schaut man sich die Kostüme der Menschen an, die im normalen Leben Anzug oder adrettes Kleid tragen. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, geht als Bob, der Baumeister. Nette Idee, die irgendwie zum Rathaus-Abriss passt und zu den zahlreichen Bauprojekten, die auf den Dezernenten warten. Manche sind kaum zu erkennen, erst beim zweiten oder dritten Hinsehen: CDU-Bundestagsabgeordneter Peter Beyer etwa oder FDP-Fraktionschefin Hannelore Hanning. BU-Organisationsleiter Dieter Rubner rennt mit einem Sparschwein herum, sammelt für das Kinderkarnevalskomitee der Stadt (RaKika), das sich bereits tierisch auf den Lintorfer Zug am Sonntag (Beginn 14.11 Uhr!) freut. Unterdessen sind Ingrid, Marlene und Christel verschwunden — abgetaucht in die jecke Euphorie. Draußen wird weiter gefeiert, da gibt es kein Halten mehr.