Stadt will Asylsuchenden berufliche Perspektive bieten
In Mettmann startet ein „Integration Point“ mit 19 Mitarbeitern. In Ratingen organisieren Firmen Praktika und Kurse.
Ratingen. Khaled ist aus Syrien geflüchtet. Der 29-Jährige will sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen und einen Arbeitsplatz finden. Dabei helfen soll ihm der „Integration Point“.
Dort arbeiten Jobcenter ME, Arbeitsagentur und Ausländerbehörde eng zusammen. Das neue Team geht in der zweiten Dezemberwoche mit 19 Mitarbeitern an den Start und soll speziell Flüchtlinge in Arbeit bringen. „Andere Kunden werden dadurch nicht benachteiligt“, betont Jobcenter-Geschäftsführer Martina Würker. Der „Integration Point“ werde ein Experiment. Es gebe zwar schon ähnliche Modellprojekte in Düsseldorf und Dortmund.
Und so sieht die Situation aktuell aus. Im Kreis Mettmann gibt es geschätzt 5100 bis 5700 Menschen, die Asyl beantragt haben. Etwa 2000 bis 2300 werden bis Jahresende als Flüchtlinge anerkannt, schätzt das Kreissozialamt. Sie haben dann Anspruch auf Sozialhilfe — und Hilfe durch das Jobcenter.
Das Problem: Es gibt in Deutschland mehr als 60 verschiedenen Aufenthaltstitel. Vereinfacht ausgedrückt: Flüchtlinge werden zwar nicht als Asylbewerber anerkannt, dürfen aber aus humanitären Gründen bei uns bleiben. Sie werden „geduldet“. Ob sie auch arbeiten dürfen, darüber entscheidet — je nach Rechtsstatus — die Arbeitsagentur, das Jobcenter, die Ausländerbehörde des Kreises, das Jugendamt, manchmal allein, manchmal zusammen. Ein bürokratischer Dschungel, der schnelle, praktikable Lösungen verhindert und Beteiligten die Hände bindet, hat Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings dem Hildener Industrie-Verein erklärt. Das bedeutet: Jeder Fall eines anerkannten Flüchtlings muss zunächst rechtlich einzeln geprüft werden. „Ohne Arbeitserlaubnis geht nichts“, macht Würker klar. Daran wird sich auch durch den „Integration Point“ nichts ändern.
Hilden Sozialdezernent Reinhard Gatzke schlägt vor, das Freiwillige anerkannte Flüchtlinge nach Qualifikationen und Fähigkeiten befragen und sie dann als eine Art Lotse zum Job-Center begleiten. Die Stadt würde die Freiwilligen dafür qualifizieren. „Eine ganz tolle Idee“, findet Würker: „Diese Vor-Recherche würde uns sehr helfen.“
In Ratingen haben sich unlängst Firmen und die Wirtschaftsförderung der Stadt getroffen, um erste wichtige Maßnahmen zu ergreifen. Eine Möglichkeit: Asylbewerber können in Unternehmen ein Praktikum machen. Es gibt mittlerweile auch diverse Sprachkurse, in denen Flüchtlinge Deutschkenntnisse erwerben. Pensionierte Lehrer geben regelmäßig Unterricht, der zum geregelten Tagesablauf für die Flüchtlinge gehört.