„Müssen jungen Menschen gegenüber glaubwürdig bleiben“

Sozialpädagoge Michael Hansmeier ist für den Jugendrat zuständig.

Foto: Achim Blazy

Herr Hansmeier, Sie sind jetzt seit über 15 Jahren im Rathaus für den Jugendrat zuständig — Ermüdungserscheinungen?

Michael Hansmeier: Gar nicht. Die Arbeit mit den jungen Leuten fasziniert mich immer wieder und macht unheimlich Spaß. Der Vorteil ist sicherlich, dass ich es in diesem Bereich mit motivierten Jugendlichen zu tun habe, die aus freiwilligen Stücken im Jugendrat dabei sind und sich engagieren.

Sind Sie manchmal nicht auch in einer Zwickmühle? Sie sind Mitarbeiter der Stadtverwaltung, deren Interesse ja nicht immer mit dem der Jugendlichen konform geht.

Hansmeier: Das ist in der Tat manchmal eine sehr interessante Aufgabe, da den Balanceakt zu schaffen, das gebe ich gerne zu. Wenn es zum Beispiel darum geht, dass sich der Jugendrat für die Wiederbesetzung von Stellen in einem Jugendzentrum einsetzt, stößt das im Rathaus nicht unbedingt immer auf Gegenliebe.

Aber dafür gibt es das Gremium. Wichtig ist es schließlich, den jungen Menschen gegenüber glaubwürdig zu bleiben. Es bringt ja nichts, wenn wir sie ausbremsen, nur weil sie plötzlich eine Meinung vertreten, die nicht im Sinne der Verwaltung ist.

Aber alle Wünsche können Sie nicht erfüllen.

Hansmeier: Logischerweise geht das nicht, aber dann ist es wichtig, dass wir die Jugendlichen bei den Entscheidungen mitnehmen und unsere Gründe als Verwaltung vernünftig darlegen, die gegen die Vorschläge aus dem Jugendrat sprechen. Und ich habe noch nie erlebt in all den Jahren, dass sich der Jugendrat gegenüber einer vernünftigen Argumentationskette der Verwaltung uneinsichtig gezeigt hat.

Am Mittwoch ist die konstituierende Sitzung des neuen Jugendrates. Was steht an für die nächsten zwei Jahre?

Hansmeier: Es sind ganz verschiedene Themen, die am vergangenen Wochenende, als wir auf Klausurtagung mit dem Jugendrat waren, zu Sprache gekommen sind. Und das sind nicht nur unbedingt Themen, die man von den jungen Menschen erwartet wie zum Beispiel die städtebauliche Weiterentwicklung der Innenstadt.

Es geht aber auch um den Ausbau der Angebote für Jugendliche in Homberg, W-Lan an Schulen und Jugendtreffpunkten, die mangelhafte Beleuchtung am Ostbahnhof und natürlich die Fortführung von Veranstaltungen wie dem Polit-Dinner und an Altweiber.

Aber auch das Thema Flüchtlinge wird eine Rolle spielen?

Hansmeier: Das definitiv, denn der jüngste Jugendrat hat sich zum Beispiel ja sehr intensiv für die Beschulung der Flüchtlingskinder engagiert. Und auch das neue Gremium möchte sich dafür einsetzen, die jungen Flüchtlinge in der Stadt zu integrieren. Deshalb finde ich es besonders schön, dass wir mehrere Delegierte mit Migrationshintergrund haben.