Neviges Amphibienretter schwärmen aus

Neviges. · Der Nabu warb um Unterstützung und wurde mit dem Auenkauz ausgezeichnet.

Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, und der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Sternberg (r.) zeichnen die AG Amphibienschutz des Nabu, vertreten von Martin Hankammer, aus. 

Foto: Reinhard Lüdecke

Aufgrund der warmen Witterung machten sich die ersten Tiere bereits Anfang des Monats auf den Weg – zu oft eine lebensgefährliche Mission, wenn dabei Straßen gekreuzt werden müssen. An sieben Einsatzstellen im Stadtgebiet kümmert sich die AG Amphibienschutz des örtlichen Naturschutzbundes (Nabu) darum, dass möglichst viele der Kaltblüter die Reise heil überstehen. Zum Auftakt der Laichsaison lud die AG jetzt zu einer Infoveranstaltung für angehende Amphibienretter ein und wurde vom großen Interesse überrascht – rund 80 Besucher füllten die Mensa des Berufskollegs Bleibergquelle fast bis auf den letzten Platz.

Acht Arten kann man
in der Stadt antreffen

In kaum einer anderen Stadt des Kreises Mettmann gibt es so viele Arten an Fröschen, Kröten und Molchen wie in Velbert. AG-Vorsitzender Martin Hankammer stellte die acht in der Schloßstadt anzutreffenden Vertreter ihrer Art vor: Von der sehr häufig auftretenden Erdkröte bis zu den sehr seltenen Kreuzkröten und Geburtshelferkröten, die beide nur an der Mettmanner Straße anzutreffen sind, über den relativ weit verbreiteten Grasfrosch und den ebenfalls nur selten und nur an der Mettmanner Straße zu findenden Laubfrosch bis zu Berg- und Teichmolchen und den raren Fadenmolchen.

Neben Farbe und Gestalt erläuterte Hankammer weitere Besonderheiten. So bewegen sich Kröten im Gegensatz zu den Fröschen meist langsam, springen und klettern nicht. Bei manchen Arten tragen die Weibchen ihre Männchen zum Laichgewässer. Besonders laute Vertreter sind dank einer ausgeprägten Schallblase Laubfrosch und Kreuzkröte: „Die können richtig Lärm machen“, so Hankammer.

Wenn sich die Amphibien zur Paarung auf den Weg machen, baut die Untere Naturschutzbehörde an neuralgischen Stellen, wo es noch keine stationären Leitanlagen gibt, Fangzäune auf, die der Nabu regelmäßig kontrolliert, die abgefangenen Tiere einsammelt und statistisch erfasst und anschließend über die Straße bringt, damit sie nicht platt gefahren werden. Bedeutendster und größter Standort ist durch den nahen Eignerbach-Klärteich die Mettmanner Straße mit 400 Meter Zaun und rund 40 Sammeleimern. Weitere Standorte sind Deilbach- und Bleibergstraße, Donnerstraße in Langenberg und Priembergweg am Pollen sowie Parkstraße und Am Wasserfall in Velbert-Mitte.

Dreimal täglich begehen die Amphibienretter diese Stellen: abends, wenn sich Kröte, Frosch und Co. auf den Weg machen, ein zweites Mal gegen Mitternacht und schließlich noch einmal am Morgen. „Dann müssen die Nachzügler eingesammelt werden, damit sie über Tag nicht in den Eimern vertrocknen“, so Hankammer.

Die Wanderung beginnt bei
fünf Grad aufwärts und Regem

Entsprechend groß ist der Bedarf an Helfern. Laichsaison ist von Februar bis April: „Bei Temperaturen von fünf Grad aufwärts und schönem Regen beginnt die Wanderung.“

Zum Schluss gab es noch eine Überraschung: Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, und deren stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Sternberg zeichneten die AG Amphibienschutz des Nabu mit dem Auenkauz für hervorragendes ehrenamtliches Engagement im Naturschutz aus. „Sie haben vorbildliche Arbeit geleistet“, hob Sternberg, der auch Vorsitzender des Nabu im Kreis Mettmann ist, hervor. Auch Bürgermeister Dirk Lukrafka lobte die Arbeit der Tierschützer und appellierte an die Besucher, diese zu unterstützen. Barbara Orfeld, stellvertretende Vorsitzende der AG, war jedenfalls von der Resonanz begeistert. Durch die Berichterstattung im Vorfeld und im Rahmen der Infoveranstaltung konnten so viele neue Helfer gewonnen werden, dass sich die Zahl der AG-Mitglieder auf über 40 fast verdoppelte.

Zwei Wünsche brachte Martin Hankammer schließlich noch zur Sprache: dass an der Mettmanner Straße endlich eine stationäre Leitanlage für die Amphibien errichtet wird, und dass die Autofahrer das Tempolimit von 30 Stundenkilometern an den jeweiligen Standorten einhalten: „Zum Schutz unserer Helfer und zur Rettung der Amphibien!“