Die Zwölf-Meter-Wärmflasche

Das Heizkraftwerk West wird mit einem Energiespeicher für den Sommer aufgerüstet.

<strong>Ratingen. Um kurz vor zehn Uhr ist die Spannung greifbar: Eine riesige, rote Tonne schwebt über den Bäumen am Fernheizkraftwerk der Stadtwerke Ratingen am Sandbach. Die beiden Kräne, an denen das Monstrum hängt, blockieren die komplette Fahrbahn, die Dechenstraße ist zwei Stunden lang gesperrt. Schon am frühen Morgen waren dort die Kräne in Stellung gebracht worden, bevor der Tieflader mit dem zwölf Meter langen Koloss in Ratingen ankam. Alles geht nach Plan, schon am späten Vormittag können die Spezialfahrzeuge wieder abrücken, im Heizwerk beginnt das emsige Treiben um den Neuankömmling. Es handelt sich um einen Wärmespeicher, einen ziemlich großen sogar. Mit seinem Volumen von 100 Kubikmetern soll er die Effizienz des Heizwerks im Sommerbetrieb steigern, die durch die Gasmotoren erzeugte Wärme zwischenspeichern und bei Bedarf an rund 16000 Bewohner in Ratingen West abgeben.

Der Wärmespeicher verbessert die Auslastung des Kraftwerks

Während das Fernheizkraftwerk nämlich im Winter mit der Produktion von warmem Wasser und Heizungswärme ausgelastet ist, liegt es bisher im Sommer zur Hälfte brach, dann wird nur Wasser erhitzt. "Dann werden die Motoren immer wieder ausgeschaltet und wieder hochgefahren, und dass ist natürlich nicht gut für sie", erklärt Hans-Horst Sprenger, Prokurist der Stadtwerke.

Das Heizwerk am Sandbach ist eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, die mit ihren großen Erdgasmotoren hauptsächlich Wärme und quasi nebenher Strom erzeugt. So kann das Erdgas doppelt genutzt werden, das auch den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid verringert.

Mit dem neuen Wärmespeicher wird die Anlage noch einmal effizienter, im Vergleich zu einem konventionellen Kraftwerk werden etwa 2610 Tonnen CO2 eingespart. Diese Effizienz lassen sich die Stadtwerke auch einiges kosten, das gute Stück schlägt mit 190000 Euro zu Buche.

"Wir hoffen, dass wir die Anlage in vier Wochen in Betrieb nehmen können", erklärt Sprenger. Denn noch steht der Wärmespeicher mehr oder weniger im Rohzustand neben dem Heizwerk. "Ab Montag gehen die Arbeiten richtig los", so Sprenger. Rohre müssen verlegt und danach die Isolierung angebracht werden. Diese Dämmschicht wird 30 Zentimeter dick, "denn wir wollen ja keinen Wärmeverlust auf dem Weg zum Kunden."

Auf den Wärmespeicher haben sich die Stadtwerke lange gedulden müssen, eigentlich war die Ankunft schon für November geplant. "Aber wir mussten noch die ganzen Genehmigungen abwarten, und der Speicher musste auch noch vom Tüv abgenommen werden", erklärt Hans-Horst Sprenger.