Ein Künstler und Verkäufer
Eckhard Hamm fühlt sich in Ratingens malerischer Altstadt am wohlsten. Er ist eben ein Mann der Ästhetik, auch in seinem Beruf.
Ratingen. Keiner sieht die Ratinger Fußgängerzone so, wie Eckhard Hamm. Wenn er in seiner Mittagspause durch die Oberstraße schlendert - und das tut er gerne und oft - dann schaut er mit einem ganz besonderen Blick in die Auslagen. "Das Schaufenster ist der Einstieg ins Geschäft", sagt er. Nein, Eckhard Hamm ist kein Ganove. Der Mann in dem eleganten langen Mantel ist ein Profi, wenn es darum geht, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Er ist Dekorateur.
Eine schrumpfende Berufsgruppe, wie er etwas enttäuscht feststellt. "Die kleinen Geschäfte machen das heute alles selbst, beschäftigen keine Dekorateure mehr." Sein Arbeitgeber, die Sparkasse Hilden Ratingen Velbert, ist zwar keine Kleine, allerdings auch nicht als Zentrum der Kreativität bekannt. Die Schaufenster der Bank sind schlicht gehalten, ein paar Plakate hier, einige Aufkleber dort, dazwischen ein Aufsteller. Was macht der Mann nur?
Eckhard Hamm fängt an aufzuzählen - und eine knappe Stunde später ist die Frage eine andere: Wie macht der Mann das alles nur? Die Plakate, Aufkleber und Aufsteller sind durchaus sein Werk, wenn auch längst nicht das Einzige. Welche kommen wo hin? Was fällt dem Kunden ins Auge? Was ebnet den Bankberatern den Weg im Verkaufsgespräch? Was passt zur Optik des Hauses? Das alles beachtet der gelernte Schauwerbegestalter - und zwar für insgesamt 30 Filialen, darunter die drei Flaggschiffe wie das in der Düsseldorfer Straße.
Wenn er von "verkaufsunterstützender Dekoration" spricht oder davon, Marketing-Aktionen zu visualisieren, dann klingt der 47-Jährige eher wie ein Banker, denn wie ein Künstler. Doch das macht seinen Beruf eben aus. Er schlägt die Brücke von Kunst zu Kommerz.
Sein Herz schlägt dennoch für das Schöne und Geistreiche. Hamm blüht auf, wenn er Großdekorationen entwerfen und bauen kann, wie die halbe Jacht, die er ins Sparkassen-Foyer gebracht hat, einschließlich feiner Holzplanken und lächelnder Puppen als Skipper. Die Aussage: "Jeder hat seine spezifischen Vorstellungen vom Alter."
Auch in diesem Jahr werden die großen Bühnenbilder wieder Höhepunkte in Hamms Arbeitsalltag sein. Und die Großdekorationen in den Haupt-Filialen. Inspiration dazu holt er sich meistens bei den Banken in Düsseldorf - Ratingen hat auf diesem Gebiet nicht so viel zu bieten. Natürlich: Die extrovertierten Dekorationen seiner Kollegen bei den Optikern machen ihm Spaß - nur haben die nicht viel mit der gefälligen Werbekunst in der Finanzwelt gemein.
Auf den Bummel durch die Altstadt verzichtet Eckhard Hamm deshalb noch lange nicht. "Ich genieße auch die Atmosphäre. Besonders die vielen Brunnen - Ratingen hat auf engstem Raum wunderschöne Kunstwerke", sagt er, während sein Blick vom Dumeklemmerbrunnen zum nächsten Schaufenster schweift.