Eine Lehrerin mit Herzblut verlässt die Hauptschule Wolverothe

Walburga Lambrecht hat mit ihren Projekten zahlreiche Preise gewonnen und geht nun in Pension.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Heute wird Walburga Lambrecht, die 18 Jahre Deutsch, Englisch und Geschichte an der Hauptschule Wolverothe unterrichtet hatte, pensioniert. Es geht nicht nur eine „überaus geschätzte Kollegin“, wie Schulleiterin Ulrike Preuß sagt. Denn es wird eine Pädagogin verabschiedet, die sich jenseits des Lehrplans stark für ihre Schüler engagiert hat.

„Eigentlich wollte ich Ärztin werden. Familie wollte ich aber auch haben“, blickt die 66-Jährige auf ihr Leben zurück. „Denn Kinder sind das größte Glück.“ Sie studierte an der pädagogischen Hochschule Essen und kam nach Stationen in Essen 1996 nach Wülfrath. „Damit hatte ich ein gutes Los gezogen.“

An einer Hauptschule zu unterrichten bedeutete für sie, „mit Herzblut die Erziehungspflicht wahrzunehmen. Vor allem Kontinuität innerhalb einer Lerngruppe ist wichtig. Als Lehrer hatte ich eine Vorbildfunktion. Ich war konsequent, streng und habe keinen Konflikt gescheut. Vor allem habe ich versucht, die Schüler immer mit ins Boot zu holen.“

Und weil sie, wie sie sagt, nie in einer abgekapselten Welt lebte, sondern neugierig und innovativ nach neuen Wegen suchte, entwickelte sie Ideen, wie ihre Schüler mit bestem Rüstzeug ins Leben geschickt werden können. „So entstand die Lernpartnerschaft als Vorbereitung auf die Berufswahl“. Im Schuljahr 2002/03 wurde diese „Kooperation Schule Wirtschaft“, kurz „KSW“ initiiert. „Ich habe ganz viele Firmen abklabastert“, das Projekt war „vom Start weg erfolgreich“, 2004/05 wurden die HS Wolverothe dafür in Berlin ausgezeichnet.

Eigentlich „bloß folgerichtig“ entstand 2007 die Schülerfirma. Ursprünglich sollte es in Richtung Technik mit Schwerpunkt Holzverarbeitung gehen, daraus wurde dann Kunst-Leasing in der „Schul-Art“. Auch dieses Projekt wurde ausgezeichnet, wenngleich es Walburga Lambrecht um Preise nie ging. „Mein Ziel war, den Schülern neben Fachwissen Selbstbewusstsein zu vermitteln.“

Unermüdlich im Ansinnen, „den Schülern klar zu machen, dass sie etwas können“, initiierte sie außerdem Theaterprojekte. „Im Jugendhaus konnten wir Proben, das war toll, denn uns stand die ganze Technik zur Verfügung.“ Im Mittelpunkt standen nicht Klassiker, sondern „Lebensnahes, der Alltag der Jugendlichen sollte abgebildet werden“. So wie bei den Grips-Theaterstücken „Eins auf die Fresse“ oder „Cengiz & Locke“.

Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. „Ich bleibe so aktiv wie bislang.“ Ein Ehemann, zwei Töchter und drei Enkelkinder (sechs Monate, fünf und acht Jahre) sind ihr wichtigster Kreis. Im Förderverein des Folkwang-Museums engagiert sie sich, mit Freundinnen spielt sie Tennis, geht joggen „und ich bin leidenschaftliche Gärtnerin“. Und weil Kinder für sie nach wie vor „das größte Glück“ sind, möchte sie sich kommunalpolitisch zum Thema „Familie“ einbringen. Sicher nicht theoretisch, sicher eher mit für sie typischen praktischen, lebensnahen Methoden.