Einwohnerstruktur in Wülfrath: Kleiner, älter, bunter, ärmer

Politik muss sich mit Veränderungen bei der Einwohnerstruktur auseinander setzen.

Wülfrath. "Wülfrath wird kleiner. Die Frage ist nur, wie stark wir schrumpfen. Das wir’s tuen, steht fest." Jugendhilfeplaner Udo Neumann kennt die Zahlen des demographischen Wandels vermutlich inzwischen auswendig. Dem Jugendhilfeausschuss führte er sie unmissverständlich vor Augen - verbunden mit der Forderung, dass auch die Politik Konsequenzen daraus ziehen muss.

Kleiner, älter - aber auch bunter: Das sind die Folgen des demographischen Wandels, dessen Auswirkungen laut Neumann in immer kürzeren Zeitsprüngen spürbar werden. Lebten 2004 noch in 19 Prozent aller Wülfrather Haushalte Kinder, waren es 2009 nur noch 17 Prozent.

Schon heute hat Wülfrath mehr Einwohner über 80 Jahre als Kinder bis zu einem Jahr. Von den 147 Kindern, die 2009 geboren wurden, waren zwei ausländischer Herkunft, aber 48 hatten eine doppelte Staatsbürgerschaft. "Das bedeutet, dass 34 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund haben", so Neumann, der der Politik ins Stammbuch schrieb: "Über das Thema Sprachförderung muss also mehr denn je diskutiert werden." Neumann vertrat die Ansicht, dass insgesamt größere Integrationsanstrengungen nötig sein werden.

Und noch etwas, unterstrich Neumann, werde Wülfrath: ärmer. Nicht nur über dem Haushalt der Stadt schwebe der Pleitegeier. Auch Familien seien betroffenen. Von den knapp 3600 Kindern unter 18 Jahren würden aktuell 545 Kinder unter der Armutsgrenze leben.

In Zeiten, in denen die Kinder-Zahl stetig sinke, dürfe man nicht nachlassen, an dem Hauptziel der Jugendhilfe zu arbeiten: der Gewährleistung des Kinderschutzes in Wülfrath. Das betonte Fachabteilungsleiterin Michaele Berster, die die Ziele der Jugendhilfe zusammenfasste. Im Zukunftspaket der Stadt werden unterschiedliche Schwerpunkte skizziert - auf der Basis des Sozialgesetzbuches. Zum Beispiel Bildung: "Hier geht es uns um die schnellstmögliche frühe Förderung", so Berster. Dazu zählt der erste Kontakt zur jungen Familie mit dem Begrüßungsrucksack oder auch das neue Projekt Elternpaten.

"Wir wollen nicht, dass es zu Tötungsdelikten wie in Bremen oder Wuppertal auch bei uns kommt", unterstrich Berster. Eine konsequente Vernetzung von Behörden, Kitas, Schulen, Freien Trägern und Gesundheitswesen sei unerlässlich.

Teil der Jugendhilfe ist auch die Einbindung der Jugendlichen in Entscheidungsprozesse. Das geschieht heute zum Beispiel im Jugendhaus. "Aber auch ein Jugendparlament könnte wieder Thema sein", so Berster zur WZ Bei der Entwicklung neuer Angebote, betont die Fachabteilungsleiterin, soll die Jugend eingebunden werden. Wie "die Jugend" erreicht werden kann? Mitglieder des Jugendhilfeausschusses sehen die größte Chance darin, "die Mädchen und Jungen mit dem Medium anzusprechen, in dem sie sich bewegen: im Internet".