Velbert: Nachtexpress vor dem Aus
Um Kosten zu sparen, sollen die Linien NE9 und NE10 eingestellt werden. Nur die Verbindung nach Essen soll bleiben.
Velbert. Nachtschwärmer müssen sich wohl auf andere Heimkehrmöglichkeiten umstellen: Im Rahmen der Haushaltsberatungen hat der Umwelt- und Planungsausschuss beschlossen, die Nachtexpress-Linien NE 9 (Velbert - Langenberg) und NE 10 (Velbert - Neviges - Wuppertal Hauptbahnhof) mit Beginn des Jahres 2012 einzustellen. Die NE8 zwischen Velbert-Mitte und Essen Hauptbahnhof soll dagegen aufrecht erhalten werden.
Vor dem Hintergrund notwendiger Einsparungen wolle man möglichst wenige Kunden in ihrer Mobilität einschränken und hauptsächlich die Freizeitverkehre ausdünnen, heißt es in der Begründung. Die Nachtexpress-Linien würden fast ausnahmslos zu Freizeitzwecken genutzt und häufig nur geringe Besetzungszahlen aufweisen. Laut Verkehrsgesellschaft liegt die durchschnittliche Besetzungszahl, die sich aus mehreren Zählungen errechnet, bei der Linie NE 9 bei 1,3 und bei der NE10 bei 5,1Fahrgästen. Für die Linie NE8 liegen keine Zahlen vor.
Um an Wochenenden in den Nachtstunden auch ohne eigenen Pkw Ziele außerhalb Velberts zu erreichen, soll den Velberter Nachtschwärmern aber weiterhin ein Grundangebot zur Verfügung stehen, das zum einen eben durch die Buslinie NE 8 (Velbert - Essen), zum anderen durch die nächtliche Anbindung von Langenberg und Neviges nach Wuppertal und Essen über die S-Bahnlinie S9 gewährleistet wird. Die Einsparung durch den Wegfall von NE 9 und NE 10 inklusive der dazu eingekauften Service- und Sicherheitsdienstleistungen wird mit 129000 Euro beziffert: "Da muss eine alte Frau lange für stricken", meinte Ausschussvorsitzender Manfred Bolz.
Gegen den Sparvorschlag stimmten SPD und Linke. Ohne das Nachtexpress-Angebot bestehe die Gefahr, dass sich junge Leute, sei es, weil der Weg zu Fuß zu weit oder ein Taxi zu teuer ist, dann doch alkoholisiert hinters Steuer setzten, meint Volker Münchow (SPD). Außerdem sei es dem Zusammenwachsen der Stadtteile nicht gerade förderlich, wenn man die innerstädtischen Busverbindungen kappe; und schließlich sei ein einmal zurückgenommenes Angebot schwer wieder zu reaktivieren.
Weitere Einsparungen verspricht man sich von der Reduzierung von Parallelverkehren, die die Verkehrsgesellschaft Velbert(VGV) nun prüfen soll. So verkehren zum Beispiel die Linien 649 und 746 in den Abend- und Nachtstunden fast zeitgleich zwischen Velbert Mitte und Tönisheide. Wenn mit Brechen einer Linie in Tönisheide bei Angebot des zeitnahen Umstiegs ein Fahrzeug eingespart würde, ergäbe dies ein Sparpotential von jährlich 21000 Euro. Weitere 23000 Euro ließen sich möglicherweise ohne Qualitätsverlust erzielen, indem in den Abendstunden fünf Fahrtenpaare der dann teilweise gleichzeitig verkehrenden Linien 747, 770 und 771 zwischen Heiligenhaus und Velbert Mitte gestrichen würden.
Auf eventuell vorhandene Einsparpotentiale soll außerdem das ÖPNV-Angebot zwischen Velbert Neviges und Wuppertal mit den Linien 627, 647, 649 und S9 untersucht werden.