FDP in Ratingen: Fraktion und Parteispitze zerstritten
Becker: Keine Zusammenarbeit mit Hanning und Liebermann möglich.
Ratingen. In einem Brandbrief teilte Horst Becker den Mitgliedern des FDP-Stadtverbandes mit, dass er - "in Übereinstimmung mit seinen Fraktionskollegen Heinz Grazikowske und Werner Uferkamp" - keine Möglichkeit sehe, künftig vertrauensvoll mit dem Parteivorsitzenden Roland Liebermann und seiner Stellvertreterin Hannelore Hanning zusammenzuarbeiten.
Das Rundschreiben hat die Mitglieder vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung gestern Abend erreicht und sollte über "einige Entwicklungen" informieren, die die Zusammenarbeit zwischen Partei und Fraktion sehr belastet haben.
Wie berichtet hängt der Haussegen bei den Ratinger Liberalen mehr als schief: Es gibt zwischen Fraktion und Stadtverbandsspitze, aber auch fraktionsintern erhebliche Spannungen. Auslöser für Beckers Brief ist ein aktuelles Schreiben des Stadtverbandes, in dem die Öffentlichkeitsarbeit der Ratsvertreter und deren Kooperation mit dem Parteivorstand bemängelt werde.
Becker hält dagegen: Der Stadtverbandsvorsitzende Roland Liebermann hätte seit Mai an keiner Fraktionssitzung mehr teilgenommen, beschwere sich aber gleichzeitig über mangelnde Kommunikation.
Zudem habe der Stadtverband die Hintergründe über die bisher nicht erfolgte Fraktionsvorstandswahl verschwiegen und stattdessen die Ratsmitglieder "mit 6:5 Stimmen" aufgefordert, Hannelore Hanning sofort zur Fraktionsvorsitzenden zu wählen - im Wissen, dass die Fraktion an keine Weisungen gebunden ist.
Tatsache sei, so Becker, dass er die Wahl für den 16. September terminiert habe, kurz vorher sei aber klar geworden, dass Hanning keine Mehrheit erhalten konnte. Als dann noch bekannt wurde, dass Hanning und Liebermann die Wahlkreiskandidaten ausgewählt und die Rangfolge der Reserveliste festgelegt hatten, ohne die drei Ratsmitglieder einzubinden, war die Stimmung auf dem Tiefpunkt.
Als besonderen Affront empfindet man, dass dem liberalen Urgestein Uferkamp kein Wahlkreis zugeordnet werden sollte und Grazikowske, obwohl als Fraktionsvize vorgesehen, auf der Reserveliste so weit hinten platziert werden sollte, dass er ohne Chance auf ein Ratsmandat wäre.
Dass Becker, der am Freitag seinen Posten als Fraktionsvorsitzender niedergelegt hatte, an keiner dieser Beratungen beteiligt worden sei, setzte allem die Krone auf.