Texel: Ratinger droht Haft

Der 20-Jährige, der auf Texel ein Mädchen überfahren hat, soll für acht Jahre hinter Gitter. Das Urteil wird für nächste Woche erwartet.

Ratingen/Texel. Ein sonniger Tag auf der niederländischen Ferieninsel Texel neigt sich seinem Ende zu. Nachdem sie gerade den Strandpavillon abgeschlossen hat, in dem sie arbeitet, macht sich die 17-jährige Afira Hof mit einer Freundin auf den Heimweg. Gemeinsam radelt das Duo über den Krimweg, genießt den lauen Sommerabend und die leichte Brise. Eigentlich ist alles wie immer.

Bis zu dem schrecklichen Moment, als das Auto auf die beiden zurast. Afira hat keine Chance. Sie wird von dem Wagen erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Blutüberströmt und mit schwersten Verletzungen bleibt sie in der Wiese neben dem Radweg liegen. Wenig später ist die 17-Jährige tot. Ihre Freundin kommt wie durch ein Wunder mit dem Schrecken davon.

Verursacht wurde der Horror-Crash vom 13. Juli von einem 20-jährigen Ratinger: Daniel B. Er sitzt seitdem in Alkmaar in Untersuchungshaft und wartet auf die Gerichtsverhandlung.

Die Anklagepunkte haben es in sich: Totschlag mit bedingtem Tötungsvorsatz, versuchter Totschlag und Fahrerflucht. Acht Jahre Freiheitsstrafe und zehn Jahre Fahrverbot lautet inzwischen die Forderung des Staatsanwalts.

"Für niederländisches Recht ist das ein sehr hohes Strafmaß", erklärt der Düsseldorfer Staatsanwalt Johannes Mocken, der sich in der Rechtsprechung des Nachbarlandes bestens auskennt, fließend Niederländisch spricht und sich für uns mit der Kammer in Alkmaar in Verbindung setzte. "Das Urteil wird am 4. November verkündet."

Statt sich um die schwer verletzte Afira zu kümmern, trat Daniel B. damals aufs Gas - bloß weg vom Ort des Geschehens. Was er nicht wusste: Der Krimweg ist eine Sackgasse. Mit seinem Kumpel (21) auf dem Beifahrersitz wendete er, passierte die Unglücksstelle erneut. Dort versuchte ein Passant, den Wagen zu stoppen. Vergeblich.

Nur mit einem Hechtsprung konnte er sein Leben retten. Aber der 54-Jährige aus Apeldoorn und weitere Zeugen merkten sich das Kennzeichen. Die Fahndung der Polizei lief sofort auf Hochtouren. In Den Burg wurde das Duo schließlich gestellt. Eine Atemalkoholkontrolle ergab zudem, dass Daniel B. unter Alkoholeinfluss stand.

In den Niederlanden schlug der Fall hohe Wellen. Die Anteilnahme in der Bevölkerung für Afira und ihre Angehörigen war genauso groß wie die Empörung über "diese Deutschen". Der 21-jährige Beifahrer wurde übrigens nach wenigen Tagen aus der U-Haft entlassen. Er wird "nur" wegen unterlassener Hilfeleistung belangt.

Daniel B. bleibt dagegen hinter Gittern und wartet auf den 4.November. Sollte der Richter den 20-Jährigen zur Haft verurteilen, wird er sie zunächst in Holland antreten. "Er kann allerdings beantragen, die Strafe in Deutschland abzusitzen. Aber bis das durch ist, das dauert", erklärt Johannes Mocken, der davon ausgeht, dass Daniel B. vorerst in niederländischem Gewahrsam bleibt.